Inland

Nach den Grünen und NEOS wollen nun auch die Freiheitlichen einen eigenen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Causa Ott und mutmaßlichen Spionagetätigkeiten für Russland.

Der aktuelle, von der ÖVP eingesetzte U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ sei dafür nicht geeignet, sondern eine reine „Wahlkampfshow“, so FPÖ-Chef Herbert Kickl heute in einer Aussendung. Er lud alle Fraktionen ein, über einen eigenen U-Ausschuss zu verhandeln.

Für die Aufklärung bedürfe es der im Rahmen eines U-Ausschusses maximal möglichen Zeit, weil beispielsweise die Kontakte mit Russland etwa im Bereich der Energieversorgung über Jahrzehnte gewachsen seien und die wirtschaftlichen Verbindungen der Firma Wirecard mit dem Innenministerium bereits zwanzig Jahre zurückreichten.

Ebenso erstrecke sich der Einfluss der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft auf Politik und Wirtschaft bereits über beinahe 25 Jahre, so Kickl weiter.

ÖVP will nach Wahl „FPÖ-Russland-Ausschuss“

ÖVP-Klubobmann August Wöginger ist für einen „FPÖ-Russland-Ausschuss“. In einer Pressekonferenz mit der grünen Fraktionschefin Sigrid Maurer betonte er, dass sich der von ihm gewünschte Ausschuss wohl erst in der kommenden Legislaturperiode ausgehen werde. Im laufenden „Rot-Blau“-Ausschuss könne man sich bereits mit dem Thema auseinandersetzen. Kickl werde auch noch einmal geladen, sagte er.

Maurer erinnerte daran, dass ihre Partei schon länger einen Ausschuss zu Russland gefordert habe. Es sei dringend, die Verquickungen aufzuklären. In erster Linie sprach sie dabei die Beziehung zwischen dem vormaligen FPÖ-Abgeordneten Hans-Jörg Jenewein und dem mutmaßlichen Spion Egisto Ott an.

Verbindungen führten auch in das Büro des damaligen Innenministers Kickl. Dem werde es daher auch nicht gelingen, wie bei seinem U-Ausschuss-Auftritt auf Dauer auszuweichen.

Kritik von SPÖ

Kritik kam von der SPÖ, die Kickls Forderung nach einem U-Ausschuss zu Russland nach der Wahl „sehr lustig“ nannte. Die Aufklärung müsse sofort beginnen und nicht erst nach der Wahl, sagte die stellvertretende Klubobfrau Julia Herr im Rahmen einer Pressekonferenz. Die SPÖ stehe allen Kontrollinstanzen offen gegenüber, ein U-Ausschuss vor der Wahl werde sich aber nicht ausgehen.

Die bekanntgewordenen Chats von Ex-FPÖ-Mandatar Jenewein würden offenbaren, „dass es nicht um Einzelpersonen geht, sondern dass da ein System dahintersteht“, so Herr. In der Verantwortung sieht sie dabei aber auch die ÖVP, die jahrelang das Innenministerium geführt hat: „ÖVP und FPÖ haben es jetzt wirklich eindrücklich verbockt.“

Eine Ausweitung der Befugnisse zur Überwachung mittels „Bundestrojaner“ lehnt die SPÖ ab. Es wäre „doch wirklich absurd“, einem Geheimdienst, der infiltriert worden sei und aus dem Informationen nach Russland geflossen seien, mehr Befugnisse zu geben, argumentierte Herr.

Jenewein hatte schon 2019 Einblick in Kloibmüller-Handy

Das Ö1-Morgenjournal berichtete indes, die FPÖ und deren damaliger Abgeordneter Jenewein hätten schon 2019 Einblick in das Handy und damit in die Chats des damaligen Kabinettschefs im ÖVP-geführten Innenministerium, Michael Kloibmüller, gehabt.

NEOS hat für die Nationalratssitzung morgen Anträge zur Bekämpfung russischer Spionage in Österreich angekündigt. So sollen die Regierungsparteien dazu gedrängt werden, die von ihnen angekündigte Verschärfung des Spionageparagrafen im Strafgesetzbuch endlich umzusetzen sowie die DSN rasch mit genügend Mitteln und Personal auszustatten. Außerdem soll die Zahl russischer Diplomaten in Österreich reduziert werden.

Die SPÖ setzt auf das Thema Wohnen, während die Koalition anstehende Beschlüsse wie mehr Tempo 30, Leerstandsabgabe und neue Psychotherapie- und Lehrerausbildung bewirbt.

NEOS: „Paradies für Spione“

„Österreich ist schon viel zu lange ein Paradies für Spione“, so der stellvertretende NEOS-Klubchef Nikolaus Scherak in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Es sei „höchste Zeit“, dass ÖVP und Grüne bei der versprochenen Verschärfung des Strafrechts endlich liefern.

Zuletzt hatten sie angekündigt, Spionage nicht nur dann bestrafen zu wollen, wenn sie sich gegen österreichische Interessen richtet, sondern auch, wenn andere Staaten oder internationale Organisationen in Österreich ausgekundschaftet werden.

Ein weiterer Antrag soll sicherstellen, dass die DSN ausreichend Mitarbeiter hat, um effektiv Gegenspionage betreiben zu können. Schließlich soll die Zahl der akkreditierten russischen Diplomaten in Österreich auf die Zahl der Mitarbeiter an den österreichischen Vertretungen in Russland beschränkt und dadurch auf das absolute Minimum reduziert werden.

Koalition bewirbt eigene Beschlüsse

Bei einer Pressekonferenz der Klubvorsitzenden August Wöginger (ÖVP) und Sigrid Maurer (Grüne) wurde unter anderem der Handwerkerbonus in den Vordergrund gestellt. Maurer würdigte speziell die Leerstandsabgabe, die den Ländern ermöglicht wird. Wohnraum sei zu wertvoll, um vergeudet zu werden, so Maurer. Zustimmung wird es wie erwartet von der SPÖ geben.

Wöginger sah die anstehenden Beschlüsse als Beleg dafür, dass die Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode auf Hochtouren arbeite. Als Beispiel dafür diente für Maurer, dass Gemeinden künftig leichter Geschwindigkeitsbeschränkungen an sensiblen Orten wie vor Schulen verhängen können: „Tempo 30 rettet Leben.“

Zu den NEOS-Forderungen in puncto Spionage verwies Maurer darauf, dass Innen- und Justizministerium an einer Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen arbeiteten.

SPÖ thematisiert finanzierbares Wohnen

Die SPÖ will bei der Nationalratssitzung erneut finanzierbares Wohnen zum Thema machen und ihr Paket für einen Mietpreisdeckel für alle Mieten bis 2026 sowie einen Zinspreisdeckel auf alle bestehenden Immobilienkredite einbringen. Finanzieren würde die SPÖ die Maßnahmen durch eine „Übergewinnsteuer“ für Banken, sagte die stellvertretende Klubobfrau Julia Herr bei einer Pressekonferenz.

Thematisieren wollen die Sozialdemokraten außerdem die Kassenreform. Nachdem nun bekannt sei, dass die „Patientenmilliarde“ ein „Mediengag“ von ÖVP und FPÖ gewesen sei, will die SPÖ laut Herr einen Fristsetzungsantrag einbringen.

Keine eigenen Vorschläge, dafür vernichtende Kritik für die geplanten Beschlüsse kamen von der FPÖ. Die Nationalratssitzung sei „der Offenbarungseid dafür, dass diese Regierung ihr eigenes Ende längst überlebt hat und von den wahren Sorgen der Menschen Lichtjahre entfernt ist“, sagte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz laut einer Aussendung.

2012/13 hat nach einer Pilotphase die Neue Mittelschule (NMS) die Hauptschule ersetzt. Die früheren fixen Leistungsgruppen wurden weitgehend abgeschafft, durch Maßnahmen wie Teamteaching sollten Schülerinnen und Schüler besser gefördert werden. Die Erfolgsbilanz der Reform fällt jedoch recht durchwachsen aus.

Weder sind die Leistungen durchgängig gestiegen, noch hat sich die Bildungsungleichheit verringert, zeigt ein zum Zehnjahresjubiläum veröffentlichter Sammelband.

In der Publikation der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) haben Bildungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler etwa untersucht, wie sich die Lehrpraktiken durch die Umstellung auf die NMS veränderten.

Signifikante Verbesserungen nur im Deutschunterricht

Signifikante Verbesserungen bei der Lernunterstützung gab es laut dem Beitrag von Christoph Helm und Claudia Schreiner nur im Deutschunterricht. In Englisch fiel sie nur geringfügig aus, in Mathematik ging die Unterstützung in den ersten Jahren nach Einführung der NMS sogar zurück, zeigte der Vergleich von Daten aus den Bildungsstandardüberprüfungen der Jahre 2009 bis 2018.

Dabei versuchten Lehrerinnen und Lehrer an Schulen, die von vielen Jugendlichen mit nicht deutscher Muttersprache und aus niedrigeren sozialen Schichten besucht wurden, in allen Fächern und zu allen Erhebungszeitpunkten stärker auf den Bedarf der Jugendlichen einzugehen. Die Umstellung führte außerdem nur teilweise zu mehr Chancengerechtigkeit.

Die Neue Mittelschule war ein Prestigeobjekt von SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmid, die damit einen Schritt in Richtung Gesamtschule machen wollte. Das scheiterte allerdings am Festhalten der ÖVP an der AHS-Unterstufe. Mit dem Schuljahr 2020/21 wurde die NMS unter Türkis-Blau wieder in „Mittelschule“ umbenannt.

Ukraine-Krieg

Der Kreml hat auf einen Aufruf des französischen Präsidenten Emmanuel Macron reserviert reagiert, während der Olympischen Sommerspiele in Paris bei bewaffneten internationalen Konflikten eine Waffenruhe einzulegen.

Bezogen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow heute, es sei Präsident Wladimir Putin und dem russischen Militär aufgefallen, dass Kiew solche Ideen nutze, um sich neu zu formieren und Waffen aufzustocken.

„Das erschwert natürlich den Prozess der Prüfung solcher Initiativen erheblich“, so Peskow, der hinzufügte, es habe bisher beim Thema Waffenruhe keine offiziellen Schritte gegeben. Paris richtet die Olympischen Spiele von 26. Juli bis 11. August aus.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz drängt China zu einer aktiveren Rolle im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Er wolle mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping darüber diskutieren, „wie wir mehr zu einem gerechten Frieden in der Ukraine beitragen können“, sagte Scholz heute in Peking zum Auftakt eines Treffens mit Xi.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und Chinas Präsident Xi Jinping sitzen sich bei einem Treffen gegenüber
picturedesk.com/dpa/Michael Kappeler

Scholz mahnte, dass der Angriff „mittelbar“ die gesamte internationale Ordnung beschädige. Denn er verletze den Grundsatz der Charta der UNO, dass Staatsgrenzen nicht verletzt werden dürften. Sowohl Xi als auch er hätten bereits deutlich gemacht, dass Russland mit dem Einsatz von Nuklearwaffen nicht einmal drohen dürfe.

Xi: China keine Partei im Krieg

China sei keine Partei und kein Beteiligter in der Ukraine-Krise, hieß es in einer chinesischen Mitteilung nach dem Treffen der beiden Politiker in Peking. Stattdessen habe China stets „die Friedensgespräche auf seine eigene Weise gefördert“, so Xi demnach.

Xi sagte zudem allgemein, dass die Beziehungen zu Deutschland stetig weiterentwickelt würden, solange beide Seiten einander respektierten und „Gemeinsamkeiten“ suchten, auch wenn es weiter Unterschiede gebe. Das gilt als Formulierung, mit der sich China Einmischungen in innere Angelegenheiten und etwa Kritik an der Menschenrechtslage im Land verbittet.

Xi betonte eine positive Entwicklung der bilateralen Beziehungen und deren internationale Bedeutung. „China und Deutschland sind die zweit- und drittgrößten Volkswirtschaften der Welt.“ Die Entwicklung der Beziehungen habe „wichtige Auswirkungen auf den asiatisch-europäischen Kontinent und sogar auf die ganze Welt“. Gemeinsam werde man für mehr Stabilität und Sicherheit in der Welt sorgen.

Ausland

Das mit den USA verbündete Saudi-Arabien hat laut einem Bericht des landeseigenen Nachrichtenkanals al-Arabija nicht bei der Abwehr des iranischen Großangriffs auf Israel geholfen. Das Königreich sei nicht daran beteiligt gewesen, iranische Drohnen und Raketen abzufangen, berichtete der von Saudi-Arabien finanzierte Kanal unter Berufung auf „informierte Kreise“ gestern Abend.

In dem Bericht war von einer „Klarstellung“ die Rede – nach israelischen Medienberichten über eine angebliche Mithilfe Saudi-Arabiens.

Der israelische Sender Kan hatte unter Berufung auf eine Quelle mit Verbindungen zur saudischen Königsfamilie berichtet, dass die Streitkräfte des Königreichs offenbar beteiligt waren. Im saudischen Luftraum würden „alle verdächtigen Objekte“ abgefangen, wurde die Quelle zitiert.

US-Bericht: Riad und Abu Dhabi gaben Infos weiter

Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf saudische Regierungsvertreter, dass das Königreich wie die Vereinigten Arabischen Emirate den USA vorab wichtige Geheimdienstinformationen gaben. Diese hätten dann bei der Abwehr des iranischen Angriffs geholfen. Die beiden Länder hätten den USA und Israel aber verweigert, den eigenen Luftraum bei der Abwehr zu nutzen.

Riad und Teheran hatten unter Vermittlung Chinas vor einem Jahr nach langer Eiszeit wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Zugleich führte Saudi-Arabien vor Beginn des Gaza-Krieges auch Gespräche über eine mögliche Normalisierung seiner Beziehungen zu Israel. Das Land hofft bei solch einer Zusage auch auf mehr Sicherheitsgarantien der USA.

Der Angriff auf Geistliche der örtlichen Assyrer-Gemeinde in Sydneys westlichem Vorort Wakeley während eines Gottesdienstes mit mindestens vier Verletzten ist von den Ermittlern als „Terrorakt“ eingestuft worden.

Polizisten vor der Christ the Good Shepherd Kirche in Wakeley
AP/Mark Baker

Das Motiv des mutmaßlichen Täters, der etwa 16 Jahre alt sei, liege offenkundig im Bereich des „religiös motivierten Extremismus“, sagte Karen Webb, die Polizeichefin des australischen Bundesstaats New South Wales, heute.

Im Internet veröffentlichte Aufnahmen von der Liveübertragung zeigen, wie eine Person in einem schwarzen Pullover mehrfach auf den Bischof einsticht, bevor Kirchengänger den Täter überwältigen. Webb zufolge wurde die Tat wohl mit einem Klappmesser verübt.

Der Angreifer wurde später festgenommen und war laut Webb schon vorher polizeibekannt, stand aber auf keiner Beobachtungsliste für Terrorverdächtige.

Ausschreitungen vor Kirche

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters bildete sich eine Menschenmenge vor der Kirche. Die Situation eskalierte rasch, es kam zu Ausschreitungen. Laut Webb wurden Polizeieinheiten aus dem ganzen Stadtgebiet der Millionenmetropole Sydney zur Verstärkung gerufen. Sie wurden mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen attackiert, ein Polizist erlitt einen Kieferbruch.

Selbst Sanitäter mussten sich über Stunden hinweg in der Kirche verschanzen, weil sie von der aufgebrachten Menschenmenge bedroht wurden. Bei den Ausschreitungen wurden laut Polizeiangaben mehrere Beamte verletzt und 20 Einsatzfahrzeuge beschädigt. Der Täter selbst wurde ebenfalls verletzt – unklar blieb, wie er die offenbar gravierenden Verletzungen erlitt.

Medienberichten zufolge war der Bischof während der Pandemie bekanntgeworden für eine harte Linie, als er etwa die Lockdowns als „Massensklaverei“ geißelte. In einer online veröffentlichten Predigt erklärte er, die Vereinten Nationen seien von Satan gegründet worden. Einige seiner Predigten auf TikTok wurden millionenfach abgerufen.

Präsident Joe Biden und seine Frau Jill haben im vergangenen Jahr 619.976 Dollar (rund 585.000 Euro) verdient. Der größte Teil setzt sich aus dem Gehalt von 400.000 Dollar von Joe Biden sowie Jill Bidens Einkommen in Höhe von 85.985 Dollar für ihre Lehrtätigkeit an einem College zusammen, wie aus der für 2023 veröffentlichten Steuererklärung hervorgeht.

Die Bidens gaben an, 146.629 Dollar an Bundessteuern zu zahlen, was einem Steuersatz von 23,7 Prozent entspricht. Joe Biden gab außerdem an, 30.908 Dollar an Einkommensteuern im Staat Delaware zu zahlen.

Jill Biden zahlte den Angaben zufolge 3.549 Dollar an Einkommensteuern in Virginia. Das Paar gab zudem Wohltätigkeitsspenden in Höhe von 20.477 Dollar an. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Bidens mit 579.514 Dollar im Jahr 2022 und 610.702 im Jahr 2021 weniger verdient.

Mit der Veröffentlichung ihrer Steuererklärung knüpfen die Bidens an eine jahrzehntealte Tradition der US-Präsidenten an, die ihr Vorgänger Donald Trump unterbrochen hatte.

Auch Harris macht Steuererklärung bekannt

Auch Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Ehemann Doug Emhoff veröffentlichten ihre Steuererklärung. Darin wird ein Einkommen von 450.299 Dollar angegeben. Beide zahlten Bundessteuern in Höhe von 88.570 Dollar sowie 15.167 Dollar Einkommensteuern in Kalifornien und 11.599 Dollar in Washington DC. Ihre Wohltätigkeitsspenden beliefen sich auf 23.026 Dollar.

Wirtschaft

Beim insolventen Immobilien- und Handelskonzern Signa geht es turbulent weiter. Wie gestern Abend bekanntwurde, haben die Unternehmerin Karin Exner-Wöhrer und der Immobilienexperte Michael Mitterdorfer nach nur wenigen Tagen ihre neuen Aufsichtsratsmandate wieder zurückgelegt.

Als Grund nannten sie heute Vormittag „unterschiedliche Auffassungen über die Ausgestaltung der Arbeit und Aufgaben als Aufsichtsrat“ bei Signa Development und Signa Prime.

„Es ist auch im Hinblick auf die Reputation des Wirtschaftsstandorts Österreich wünschenswert, dass die in den Sanierungsplänen angestrebte Quote an die Gläubiger erreicht wird. Dafür wünschen wir allen Akteuren viel Erfolg“, so die beiden Kurzzeitaufsichtsräte heute Vormittag in einer Aussendung.

„Nachvollziehbarer Entschluss“

Ein Sprecher von Signa-Holding-Masseverwalter Christof Stapf meinte heute auf APA-Anfrage, man bedauere den „nachvollziehbaren Entschluss“. Ob und gegebenenfalls wie die beiden nun vakanten Aufsichtsratsposten nachbesetzt werden, obliege den zuständigen Gremien. Ob nun abermals eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen wird, blieb offen. Stapf prüfe derzeit die weitere Vorgehensweise.

Erst am Freitag wurden die neuen Development- und Prime-Vorstände präsentiert. Bei der Signa Development löste der Immobilienexperte Markus Neurauter den Sanierer Erhard Grossnigg ab, und Herwig Teufelsdorfer übernahm bei der Signa Prime die Führung. Beide traten den neuen Job sofort an.

Das Handelsgericht Wien hat mittlerweile den Sanierungsplan der Signa Development bestätigt. Die Gläubiger hatten zuvor schon dem Sanierungsplan zugestimmt. Die gerichtliche Bestätigung des Treuhandsanierungsplans war der letzte formal wichtige Schritt nach der Zustimmung der Gläubiger und der Aktionäre in den letzten Wochen. „So können wir innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre eine geordnete treuhändische Verwertung sicherstellen“, so Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat in Russland trotz ihrer Ausstiegspläne vor Kurzem Dutzende neue Stellen ausgeschrieben. Seit Dezember seien es insgesamt mehr als 2.400 Anzeigen, berichtete die „Financial Times“ („FT“). Davon entfielen fast 1.500 Anzeigen auf Positionen im Vertriebsmanagement und Kundenservice.

In einer Stellenausschreibung hieß es laut „FT“, dass die „Hauptziele eine mehrfache Erweiterung der aktiven Kundenbasis und ein stabiles zweistelliges Ertragswachstum“ seien. Raiffeisen suche einen „Kundenbetreuer, der Kunden anzieht“, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ein anderes Inserat.

Raiffeisen: Russland-Geschäft wird weiter reduziert

Das österreichische Bankhaus erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Reduktion des Russland-Geschäfts im Geschäftsjahr 2024 fortgesetzt werde. Die Zitate aus den Stellenanzeigen würden weder die bisherigen Maßnahmen zur Reduktion des Geschäfts widerspiegeln, noch würden sie den weiteren Plänen für das Russland-Geschäft entsprechen.

Um die Raiffeisenbank Russland veräußern zu können, sollen weiterhin Stellen, die für einen funktionierenden Bankbetrieb notwendig sind, besetzt beziehungsweise nachbesetzt werden. „Wir können bestätigen, dass der Anstieg der Mitarbeiterzahl und der damit verbundenen Personalkosten mit der Verselbstständigung der Raiffeisenbank Russland im IT-Bereich im Vorfeld eines möglichen Verkaufs zusammenhängt. Diese Erhöhungen stehen nicht im Zusammenhang mit dem Geschäftswachstum“, so die RBI. Die RBI ist die größte westliche Bank in Russland.

Wie die „FT“ weiter berichtete, hat Bankchef Johann Strobl die Stellenanzeigen nun überprüfen lassen. Laut einem Bericht, den der Manager von der russischen Tochterbank erhalten habe, seien in den Anzeigen Standardinformationen verwendet worden, die fälschlicherweise seit Kriegsbeginn nicht mehr aktualisiert worden waren.

Umwelt & Klima

In Mexiko-Stadt ist das Thermometer so hoch geklettert wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. In der Hauptstadt des Landes seien gestern (Ortszeit) 34,2 Grad Celsius gemessen worden, teilte der mexikanische Wetterdienst auf X (Twitter) mit. Damit sei der bisherige Rekord von 33,9 Grad, der aus Mai 1998 datierte, gebrochen worden.

„Heute wurde ein historischer Rekord der Höchsttemperatur für Mexiko-Stadt aufgestellt“, erklärte Wetterdienst-Chef German Martinez Santoyo.

In der Metropole leben rund 20 Millionen Menschen, die nach Angaben der Meteorologen noch eine Weile unter der Hitze stöhnen dürften: Die ungewöhnlich hohen Temperaturen sollen noch mehrere Tage anhalten, betroffen ist nicht nur die Hauptstadt, sondern fast das ganze Land.

EU

Der deutsche Europaabgeordnete Markus Pieper (CDU) verzichtet eigenen Angaben zufolge nach Kritik auf den gut bezahlten EU-Posten des Mittelstandsbeauftragten.

„So wie Breton meinen Amtsantritt schon im Vorfeld innerhalb der Kommission boykottiert, sehe ich zurzeit keine Möglichkeit, die mit dem Amt verbundenen berechtigten Erwartungen zu erfüllen“, sagte Pieper laut Mitteilung von gestern Abend mit Blick auf Binnenmarktkommissar Thierry Breton dem „Handelsblatt“.

Breton hatte ebenso wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die Kommissare Paolo Gentiloni und Nicolas Schmit in einem Brief über die „Transparenz und Unvoreingenommenheit“ bei der Ernennung des Parteifreundes von Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU) Bedenken geäußert.

Pieper: „Schlechter Stil“

Dass ausgerechnet der für Mittelstand und Bürokratieabbau verantwortliche Kommissar das Verfahren infrage stelle, sei „schlechter Stil und ausschließlich parteipolitisch motiviert“, fuhr Pieper nun im „Handelsblatt“ fort.

Von der Leyens Sprecher Eric Mamer erklärte, die Entscheidung Piepers werde respektiert und bedauert. Es sei beschlossen worden, die Wiederaufnahme des Auswahlverfahrens für den Posten bis nach der Europawahl im Juni auszusetzen.

Pieper hatte seinen Vertrag am 31. März unterzeichnet und sollte sein Amt am Dienstag antreten. Er hätte direkt an von der Leyen und Breton berichten sollen. Die Stelle in der Besoldungsstufe AD15 der EU entspricht einem Monatsgehalt von mehr als 18.000 Euro.

In der vergangenen Woche hatte das Europaparlament von der Leyen aufgerufen, die Ernennung von Pieper zum Mittelstandsbeauftragten rückgängig zu machen, ihr wurde „Günstlingswirtschaft“ vorgeworfen. Ein Kommissionssprecher hatte erklärt, Pieper sei der beste Bewerber gewesen.

Chronik

In Pakistan und Afghanistan sind bei Unwettern in den vergangenen Tagen insgesamt mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Das meldeten die Katastrophenschutzbehörden der beiden Länder heute.

Ein Mann in Peshawar (Pakistan) in einem überfluteten Park
AP/Muhammad Sajjad

In Afghanistan sei es durch Überschwemmungen nach starken Regenfällen zu 50 Toten und 36 Verletzten gekommen. Hunderte Häuser seien zerstört oder beschädigt. Auch Pakistan beklagt mindestens 50 Tote und 49 Verletzte nach ungewöhnlich heftigen Niederschlägen für diese Jahreszeit und fürchtet außerdem die Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen.

Bereits in den vergangenen Monaten gab es in Afghanistan Tote und Verletzte nach starken Schnee- und Regenfällen, die auf einen ungewöhnlich milden Winter folgten. Extreme Wetterereignisse wie Fluten und Dürren nehmen in Afghanistan und im benachbarten Pakistan zu. Fachleute machen dafür die Klimakrise verantwortlich.

In den russischen Flutgebieten erzwingen die Wassermassen immer weitere Evakuierungen. Im westsibirischen Gebiet Tjumen an der Grenze zu Kasachstan rief Gouverneur Alexander Moor heute die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Ischim und der angrenzenden Bezirke auf, ihre Häuser so schnell wie möglich zu verlassen.

„Sie alle kennen die Gefahr. Nehmen Sie ihre Wertsachen! Begeben Sie sich unverzüglich an einen sicheren Ort!“, sagte Moor in einem Video auf Telegram. Im Gebiet Tjumen ist der Fluss Ischim über die Ufer getreten. Der 2.450 Kilometer lange Ischim ist ein Nebenfluss des Irtysch.

Stausee übergelaufen

Auch bei der seit Anfang April von der Überschwemmung betroffenen Stadt Orsk im Gebiet Orenburg musste ein weiteres Dorf geräumt werden. Zwar sinkt in dem Gebiet der Wasserstand des Flusses Ural allmählich. Doch bei dem Ort Tukai sei ein Stausee übergelaufen, das Wasser drohe den Ort zu überfluten, teilte die Stadtverwaltung von Orsk der Agentur Interfax zufolge mit.

Allein im Gebiet Orenburg standen noch etwa 15.000 Häuser unter Wasser, wie die Behörden mitteilten. Überschwemmungen werden auch aus den sibirischen Gebieten Kurgan, Tomsk und Burjatien gemeldet.

Auf russischer Seite flog Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow die Flutgebiete in Kurgan ab. Im benachbarten Kasachstan besuchte Präsident Kassym-Schomart Tokajew die überschwemmte Region im Norden seines Landes. Tokajew nannte die ungewöhnlich hohe Frühjahrsflut die größte Klimakatastrophe im Land seit 80 Jahren.

Kultur

Der bisherige Leiter der Fenice-Oper in Venedig, Fortunato Ortombina, wird neuer Intendant der Scala in Mailand, einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Der 63-Jährige übernimmt im August nächsten Jahres die Nachfolge des bisherigen Scala-Chefs Dominique Meyer, wie der Verwaltungsrat unter Vorsitz des Mailänder Bürgermeisters Giuseppe Sala heute mitteilte.

Fortunato Ortombina
APA/AFP/Giuseppe Cacace

Der Vertrag des gebürtigen Elsässers Meyer, der eigentlich Ende Februar 2025 ausgelaufen wäre, wird um einige Monate verlängert. Zudem wurde eine Übergangszeit vereinbart, in der beide zusammenarbeiten. Damit bekommt die Scala zum ersten Mal seit 2005 wieder einen italienischen Intendanten. Im Grundsatz stand die Personalie bereits seit mehreren Wochen fest.

Zuletzt hatte es um die Ernennung aber noch einiges Hin und Her zwischen den Scala-Verantwortlichen in Mailand und der Rechtsregierung in Rom gegeben. Sowohl das Fenice in der Lagunenstadt als auch die Scala in Italiens Wirtschafts- und Finanzmetropole gehören zu den international bekanntesten Opernhäusern.

Ortombina steht seit 2017 an der Spitze des Gran Teatro La Fenice. Er bringt aber auch eigene Erfahrung an der Scala mit. Dort war er von 2003 bis 2005 Künstlerischer Direktor. Meyer führt das Teatro alla Scala seit Mai 2020. Im August 2025 erreicht er die Altersgrenze von 70 Jahren, die die italienische Regierung für die Leitung von Opernhäusern und anderen kulturellen Einrichtungen festgelegt hat.

Panorama

Smartphone gegen eine Flasche Wein: In der norditalienischen Stadt Verona schenkt ein Restaurant neuerdings allen Gästen eine Flasche Rotwein, wenn sie vor dem Abendessen ihr Handy abgeben.

Der Wirt des Ristorante Al Condominio, Angelo Lella, sagte dem Sender Radio Number One: „Es gibt keinen Grund, alle fünf Sekunden auf sein Handy zu sehen. Für manche Leute ist das wie eine Droge. Auf diese Weise haben sie die Gelegenheit, es beiseitezulegen und einen guten Wein zu trinken.“

Die Flasche Wein gibt es allerdings nur, wenn vor dem Essen das Handy tatsächlich zur Aufbewahrung in einem kleinen Schrank am Eingang abgegeben wird. Nach Auskunft des Wirts machen 90 Prozent der Gäste von dem Angebot Gebrauch. Andere Restaurants in Italien verteilen bereits seit einiger Zeit Gutscheine an Gäste, die freiwillig auf das Handy verzichten.