Inland

Nach dem Untersuchungsausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ leidet nun auch jener zur COFAG unter Zeugenschwund. Von 13 Personen haben laut einer Ladungsliste acht für die letzten zwei regulären Ausschusstage am 24. und 25. April fix abgesagt, darunter neben Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer der ehemalige ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel sowie die Unternehmer Stefan Pierer und Siegfried Wolf. Offen ist, ob Rene Benko erscheinen wird.

Kogler kommt fix

Eine von nur zwei Personen, die definitiv zugesagt haben, ist Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Er kann am Mittwochnachmittag befragt werden. Die zweite Zusage stammt von einem Spitzenbeamten aus dem Finanzministerium. Er steht den Abgeordneten am Donnerstag für Fragen zur Verfügung.

Noch nicht auf der der APA vorliegenden Ladeliste steht Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), den NEOS für Donnerstag laden will. Ein entsprechender Antrag wurde gestern bei einer Geschäftsordnungssitzung beschlossen, noch gibt es keine Rückmeldung von Brunner.

Bei drei weiteren möglichen Auskunftspersonen gibt es ebenfalls noch keine Zu- oder Absage. Darunter ist auch Benko, der eigentlich schon im März hätte aussagen sollen, dann aber verhindert war. Anschließend hatte er versichert, Anfang April vor dem U-Ausschuss zu erscheinen, sagte schließlich aber kurzfristig ab.

Beugestrafen für Nichterscheinen

Eine nicht erschienene Auskunftsperson aus dem U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ hat bereits eine Beugestrafe von 3.000 Euro bekommen, wie die APA erfuhr. Dieser Ausschuss hatte vor allem zu Beginn unter einer Absagenflut gelitten, ein Sitzungstag fand ohne Befragungen statt.

Beim von SPÖ und FPÖ angestoßenen COFAG-Ausschuss ist das nun gegen Ende der Fall – der kommende Mittwoch und Donnerstag sind die letzten Termine, an denen Personen regulär geladen werden können.

Von der SPÖ hieß es zur APA, Wolf und Blümel hätten ihre Absage nicht ausreichend begründet. An sie soll – ebenso wie an Benko – eine Ladung für die kommende Woche ergehen. Nur per behördliche Vorführung können Auskunftspersonen noch am 22. Mai vor den U-Ausschuss geholt werden.

In der Spionagecausa um den Ex-Verfassungsschützer Egisto Ott soll nun die Kontrollkommission der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) aktiv werden.

Die SPÖ wird noch diese Woche ein entsprechendes Verlangen im Ständigen Unterausschuss für innere Angelegenheiten („Geheimdienstausschuss“) einbringen. Aus dem Innenministerium hieß es zur APA, Minister Gerhard Karner (ÖVP) habe diese Woche bereits mit Kommissionsmitglied Ingeborg Zerbes Kontakt aufgenommen.

Mit an Bord ist laut SPÖ auch NEOS. SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner hatte bereits bei der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates erklärt, er wolle, dass die DSN-Kontrollkommission eingeschaltet wird, „um sich die Vorfälle genau anzuschauen, was im BVT und DSN los war“. Die Kommission war Ende 2023 infolge des BVT-Skandals eingerichtet worden, und ist u. a. mit der Juristin Zerbes besetzt.

Schutz vor neuen Leaks

Im Verlangen, das der APA vorliegt, wird darum gebeten, die Resilienz der DSN zu prüfen. Insbesondere wollen Einwallner und dessen Kollegen wissen, ob die Reform, durch die das ehemalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) zur DSN umgebaut wurde, Schutz vor dem „Absaugen“ von Daten bieten könne.

Wissen möchten die Abgeordneten u. a. auch, wie hoch die Resilienz der DSN gegen interne Spionagenetzwerke ist, wie die Sicherheitsvorgaben für interne Abläufe aussehen (etwa Datenbankabfragen) und ob sich diese Vorgaben durch die DSN-Reform verbessert haben.

„Wir warten nicht bis nach der Wahl auf einen U-Ausschuss, wie es die FPÖ gerne hätte. Die DSN muss gegen solche Spionagenetzwerke gerüstet sein“, so Einwallner. Mit dem Verlangen prüfe man, „ob das auch so ist“.

Gegenseitige Vorwürfe der Parteien

Die Spionageaffäre sorgte schon im Nationalrat für hitzige Debatten. Die ÖVP griff die FPÖ und deren Parteichef Herbert Kickl verbal frontal an. Im Gleichklang mit den Grünen warf sie Kickl die mutwillige Zerschlagung des Staatsschutzes vor. FPÖ, SPÖ und NEOS sahen dagegen auch die ÖVP in der Verantwortung.

Gegenseitige Vorwürfe im Nationalrat

Im Vorfeld der Nationalratswahl haben die Direktorensprecherinnen und -sprecher an die Parlamentsparteien appelliert, die Schulen besser bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Die Überfülle an Aufgaben sei für eine Einzelperson „nicht schaffbar“.

„Wenn nicht rasch gehandelt wird, mangelt es den Schulen nicht nur an Lehrkräften, sondern auch an Führung – mit fatalen Folgen“, warnte der Sprecher der BHS-Direktoren, Wolfgang Bodei.

Gesundes Ausmaß überschritten

Wie bei den Lehrkräften übersteige auch die Belastung der Direktoren bereits ein gesundes Ausmaß, betonten die Direktorensprecherinnen und -sprecher nach einem Treffen mit den Bildungssprecherinnen und -sprechern von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.

Für Pädagogik und Beziehungspflege bleibe angesichts von Aufgaben wie Konflikt- und Krisenmanagement, neuen Projekten wie Digitalisierung oder Testungen sowie aktuellen Herausforderungen von Lehrermangel bis Migration immer weniger Zeit.

Zu Verbesserung der Situation fordern die Sprecher personelle Unterstützung und multiprofessionelle Schulteams, mehr Mitwirkungsmöglichkeit der Schulen und mehr Zusammenarbeit zwischen den Standorten und Schularten. „Haltet die Schulen aus dem Wahlkampf heraus und setzt euch auf Basis von Fakten gemeinsam für verbesserte Rahmenbedingungen ein“, so ihr Appell.

Ausland

Die geplante Errichtung einer Hängebrücke, die Sizilien mit dem italienischen Festland verbinden soll, sorgt zunehmend für Proteste unter den Anrainerinnen und Anrainern.

Nach der Veröffentlichung der für den Bau geplanten Enteignungen zeigen sie sich einem Bericht der Tageszeitung „Corriere della Sera“ „kampfbereit“ und drohen damit, sich an ihre Häuser zu ketten.

„Sie werden kommen und uns mit Gewalt holen müssen“, zitierte der „Corriere della Sera“ heute Betroffene. Die Gegend werde innerhalb der nächsten 20 Jahre verwüstet sein, befürchten viele. Auch Umweltschützer lehnen die Pläne ab.

Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen Stretto di Messina nahm eigenen Angaben zufolge Gespräche mit Anwohnern auf sizilianischer und kalabresischer Seite auf und versicherte: „Die Bulldozer stehen nicht vor der Tür.“ Im September werde man weitersehen.

Heftig umstrittenes Projekt

Die Brücke soll 3.666 Meter lang und 60 Meter breit werden, wie aus dem Projekt der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni hervorgeht. Nach der Fertigstellung, die Anfang der 2030er Jahre vorgesehen ist, könnten rund 6.000 Autos pro Stunde und täglich 200 Züge über die Brücke fahren.

Derzeit ist das Festland nur mit der Fähre und dem Flugzeug von der Insel aus erreichbar. Das riesige Infrastrukturprojekt, das geschätzte 13,5 Milliarden Euro kosten und stark zur Erhöhung von Italiens Staatsschulden beitragen würde, ist heftig umstritten. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zum Bau eingeleitet.

Befürworter des Plans argumentieren, dass die Brücke durch die Schienen Umweltverschmutzung reduzieren und Zeit beim Transport von Personen und Gütern sparen könne. Das Projekt könne 100.000 Jobs schaffen und Sizilien enger an das Festland binden, sagt Verkehrsminister Matteo Salvini.

In Kroatien zeichnet sich nach der Parlamentswahl gestern eine schwierige Regierungsbildung ab, die auch einen Rechtsruck zur Folge haben könnte. Die bürgerliche Partei HDZ von Ministerpräsident Andrej Plenkovic blieb zwar stärkste Kraft, verfehlte aber die absolute Mehrheit.

Dem Premier bleibe rechnerisch nichts anderes übrig, als mit der drittplatzierten rechtsnationalistischen Partei Domovinski Pokret (Heimatbewegung) eine Koalition zu bilden, meinten Politologen, die die kroatische Tageszeitung „Jutarnij list“ heute zitierte. Das linksliberale Parteienspektrum kommt ebenfalls auf keine Mehrheit.

Wie die Wahlkommission am Donnerstag nach Auszählung fast aller Stimmzettel bekanntgab, erhielt Plenkovics Partei HDZ mit ihren Verbündeten 34,4 Prozent der Wählerstimmen. Das entspricht 61 von 151 Parlamentsmandaten. Es sind um fünf Mandate weniger für die HDZ als bei der vergangenen Wahl.

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Im Prozess gegen Thüringens AfD-Chef Björn Höcke hat ihm die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, von der Herkunft der SA-Losung „Alles für Deutschland“ gewusst zu haben. Er habe gewusst, dass es sich um eine verbotene Losung der Sturmabteilung (SA) der NSDAP handle, hieß es in der Anklage, die ein Staatsanwalt heute in Halle vorlas. Es ist das erste Gerichtsverfahren gegen Höcke.

Der Vorwurf: Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Das Strafmaß reicht von einer Geldstrafe bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. Zuständig ist das Landgericht Halle, wegen des großen medialen Andrangs wurde die Verhandlung in das Justizzentrum verlegt.

AfD-Politiker Björn Höcke betritt den Gerichtssaal
Reuters/Fabrizio Bensch

Höcke hatte vor dem Prozess beteuert, dass er nicht gewusst habe, dass es sich bei der Parole um eine SA-Losung handelte. „Es ist ein Allerweltsspruch“, hatte er gesagt.

Höcke soll die SA-Losung bei einer Rede im Landtagswahlkampf in Sachsen-Anhalt 2021 verwendet haben. Der damalige Kovorsitzende der Grünen Sachsen-Anhalt, Sebastian Striegel, hatte Höcke angezeigt und auf ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags verwiesen, wonach das Verwenden der Losung im Rahmen einer Rede auf einer Versammlung strafbar ist.

Demos vor Prozessbeginn

Vor dem Prozessbeginn demonstrierten Hunderte Gegner des Politikers vor dem Gerichtsgebäude. Die Polizei sprach von rund 570 Personen. Alles sei sehr friedlich, es gebe keine Störungen. Unter anderem die Gruppen „Halle gegen Rechts“ und die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ hatten zu Versammlungen aufgerufen.

Israel hat Medienberichten zufolge eine schnelle Reaktion auf den iranischen Angriff am Wochenende erwogen. Der israelische Rundfunksender Kan berichtete in der Nacht auf heute, Regierungschef Benjamin Netanjahu habe sich, nachdem er mit US-Präsident Joe Biden gesprochen habe, dafür entschieden, vorab genehmigte Pläne für Vergeltungsschläge im Falle eines Angriffs nicht umzusetzen.

Diplomatie habe eine Rolle gespielt, sagte ein hochrangiger Beamter, der anonym bleiben wollte, dem Sender. „Es wird eine Antwort geben, aber sie wird anders ausfallen als ursprünglich geplant.“

Das US-Nachrichtenportal Axios berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, dass das Kriegskabinett bei einer Sitzung am Montag überlegt habe, grünes Licht für Angriffe zu geben, ohne diese jedoch anzuordnen.

USA riefen zu Zurückhaltung auf

Es handelte sich um die zweite Sitzung des Kriegskabinetts seit dem iranischen Angriff vom Wochenende. Dem Axios-Bericht nach teilte Israel den Vereinigten Staaten am Montag die Entscheidung mit abzuwarten. Washington hatte seinen Verbündeten zur Zurückhaltung aufgerufen. Der US-Sender ABC berichtete, die israelische Regierung habe zweimal Angriffe gegen den Iran erwogen, ohne sie jedoch umzusetzen.

Der Iran hatte in der Nacht auf Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen unter Mithilfe anderer Staaten abgewehrt. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet.

Die iranische Religionspolizei geht wieder verschärft gegen Kopftuchverstöße vor. Nach Beginn der landesweiten Polizeiaktion am Samstag berichteten zahlreiche Frauen von verstärkten Kontrollen in den Metropolen.

Videos in sozialen Netzwerken zeigten Einheiten der Religionspolizei auf belebten Plätzen im Zentrum der Hauptstadt Teheran sowie die gefürchteten Minibusse, mit denen junge Frauen nach Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften abtransportiert werden.

Seit Herbst 2022 ignorieren mehr und mehr Iranerinnen die strengen Kleidungsvorschriften. Religiöse Hardliner versuchen dagegen anzukämpfen. Ein neues Gesetz sieht drakonische Strafen vor.

Die Reform wurde bereits vom Parlament verabschiedet, ist aber weiterhin nicht in Kraft getreten. In den kommenden Wochen soll eine überarbeitete Version dem Wächterrat, dem erzkonservativen Kontrollgremium, erneut vorgelegt werden.

Geopolitische Konflikte wie die Kriege in der Ukraine und in Nahost sind den sieben führenden westlichen Industrienationen (G-7) zufolge ein beträchtliches Risiko für die Weltwirtschaft.

Nach einem Treffen der G-7-Finanzminister und -Notenbankchefs in Washington hieß es gestern Abend in einem gemeinsamen Papier, es könne dadurch negative Auswirkungen auf den Handel, Lieferketten und die Rohstoffpreise geben.

Die G-7 rief Russland abermals auf, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Das würde auch einen der größten Unsicherheitsfaktoren für die Weltwirtschaft aus dem Weg räumen. Im größeren G-20-Kreis mit führenden Schwellenländern wie China und auch Russland war die Bewertung der Konflikte zuletzt ein großer Streitpunkt.

G-7-Außenminister auf Capri

Die G-7-Außenminister beraten angesichts eines drohenden Flächenbrands im Nahen Osten über neue Sanktionen gegen den Iran. Der iranische Großangriff auf Israel am Wochenende ist eines der beherrschenden Themen des Treffens auf der italienischen Mittelmeer-Insel Capri.

Am Nachmittag werden zu dem Treffen auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erwartet.

Die Runde will vor dem Hintergrund der schweren russischen Angriffe auf die Ukraine über eine bessere Unterstützung bei der Luftabwehr beraten. Das Treffen, das bereits gestern Abend begonnen hat, dauert noch bis morgen.

Italien hat in der G-7-Gruppe heuer den Vorsitz. Dabei sind auch die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Japan sowie die EU. Zum Schutz der Minister sind auf der Insel im Golf von Neapel mehr als 1.300 Polizisten und sonstige Sicherheitskräfte im Einsatz.

Wirtschaft

Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann sich bereits auf einen höheren Gesprächsbedarf mit der Europäischen Zentralbank (EZB) einstellen.

Denn die österreichische Bank erwartet in naher Zukunft von der EZB eine Aufforderung, ihre Geschäftstätigkeit in Russland schneller zu reduzieren, wie die RBI heute in einer Ad-hoc-Mitteilung mitteilte. Die Bank verfolge dieses Ziel bei der russischen Tochter AO Raiffeisenbank jedoch seit Februar 2022, so die RBI.

Die RBI kenne den Inhalt des Briefes der EZB, begründete ein Sprecher der Bank die Ad-hoc-Mitteilung: Es müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen, und zwar um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023.

Und die RBI müsse die internationalen Zahlungen aus Russland entsprechend senken. Letztere Bedingung lasse sich relativ leicht erfüllen. Schwieriger wird es hingegen beim Kreditvolumen, will man nicht auf das ausständige Geld verzichten.

RBI erwartet negative Auswirkungen

„Die von der EZB vorgeschlagenen Anforderungen gehen deutlich über die eigenen Pläne der RBI zur weiteren Reduzierung ihrer Geschäftstätigkeit in Russland hinaus und könnten sich negativ auf die Verkaufsoptionen der RBI in Hinblick auf die AO Raiffeisenbank auswirken“, teilte die RBI weiters mit.

Die Bank habe bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Risiken bei der russischen Tochterbank zu minimieren. Und sie sei entschlossen, die Entkonsolidierung der AO Raiffeisenbank zu erreichen, etwa durch einen Verkauf der Einheit. Allerdings bedürfe es dazu auch Genehmigungen von russischer Seite, hielt ein Sprecher fest.

„Der EZB-Druck verbessert die strategische Situation der RBI nicht“, so Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA). „Das Verhältnis der RBI mit der EZB ist bekanntermaßen nicht konfliktfrei, aber ein solcher möglicher Rüffel kommt überraschend.“

In Österreich und Deutschland zahlen Mittelstandsfamilien im Verhältnis deutlich mehr Steuern als Millionäre und Milliardäre. Zu diesem Schluss kommt eine heute veröffentlichte Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam in Deutschland, des Netzwerks Steuergerechtigkeit und des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts.

Sie fordern daher die Einführung einer Vermögenssteuer. Das Beispiel Schweiz zeige, dass die Besteuerung von Superreichen funktioniere, so die Studienautorinnen und -autoren.

Berechnet wurde in dem Ländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz die effektive Besteuerung von durchschnittlichen Mittelstandsfamilien, Millionären und exemplarischen Milliardären – in Österreich wurde etwa Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz herangezogen.

Dabei zeigt sich, dass die progressiven Steuersysteme in allen drei Ländern für einen starken Ausgleich bei der Einkommensverteilung sorgen, im internationalen Vergleich sehr ungleich verteilt sind aber die Vermögen.

Daran ändert offensichtlich auch die Vermögenssteuer – wie sie in der Schweiz besteht – nicht viel, sie schafft laut Studie aber einen Ausgleich bei der effektiven Steuerbelastung.

Grundlage der Studie waren Daten der OeNB-Studie „Household Finance and Consumption Survey“ (HFCS). Im Falle der Superreichen wurde aufgrund fehlender konkreter Daten auf öffentlich einsehbare Firmenbuchdaten, Berichte von Finanznachrichtenagenturen und Reichenlisten von „trend“ und „Forbes“ zurückgegriffen.

Agenda Austria: Vermögenssteuer wirtschaftsfeindlich

Nichts von der Forderung nach einer Vermögenssteuer hält die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria. Die klassische Vermögenssteuer sei wirtschaftsfeindlich und deshalb überall auf dem Rückzug, erklärte Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn in einer Stellungnahme: „Wer mehr Gerechtigkeit will, muss die Steuern senken und nicht erhöhen, nur so ist ein breiter Vermögensaufbau möglich.“ Von der Schweiz abschauen könne man sich dagegen die Ausgabenbremse.

Im Prozess um die „Panama-Papers“ wegen Steuervermeidung und Geldwäsche mittels Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen hat die Staatsanwaltschaft in Panama zwölf Jahre Haft für die Gründer der inzwischen aufgelösten Kanzlei Mossack-Fonseca gefordert.

Staatsanwältin Isis Soto forderte gestern (Ortszeit) die Verhängung der Höchststrafe für Geldwäsche für Jürgen Mossack und Ramon Fonseca Mora, die in dem mittelamerikanischen Land bei zwölf Jahren liegt.

Beiden werden nach Angaben Sotos auch die Verheimlichung, Vertuschung und Weitergabe falscher Informationen an Banken zur Kontoeröffnung sowie Verschleierung des Besitzes von Vermögenswerten vorgeworfen. Mossack und Fonseca hätten Gelder „aus rechtswidrigen Aktivitäten in Deutschland und Argentinien erhalten und transferiert“, fuhr Soto fort.

Weltweite Ermittlungen

Der Prozess mit mehr als zwei Dutzend weiteren Angeklagten hatte in der vergangenen Woche begonnen. Mossack hatte zu Beginn jegliche Verantwortung bestritten. Ein internationales Rechercheteam hatte unter dem Titel „Panama-Papers“ im April 2016 seine Erkenntnisse rund um den Skandal veröffentlicht.

Die Recherchen, die auf der Auswertung von 11,5 Millionen Dokumenten aus der Kanzlei basierten, enthüllten unter anderem Namen von Prominenten, Politikern und Sportlern, die Vermögen vor dem Fiskus versteckt haben sollen.

Die Veröffentlichungen führten zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. In der Folge traten der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson und der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif von ihren Ämtern zurück.

Der deutsche „Spiegel“ zitiert Schätzungen, denen zufolge nach der Veröffentlichung der „Panama-Papers“ mehr als 1,3 Milliarden Dollar an Strafzahlungen und Steuern eingetrieben wurden.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestle steht wegen Babynahrung in der Kritik. Nach einer Analyse der Schweizer Organisation Public Eye setzt das Unternehmen Babynahrung in manchen Ländern Zucker zu.

Betroffen seien Entwicklungs- und Schwellenländer, westliche Länder dagegen nicht. „Nestle macht Babys und Kleinkinder in einkommensärmeren Ländern zuckersüchtig“, heißt es in dem Bericht, der einen Tag vor der Generalversammlung der Nestle-Aktionäre veröffentlicht wurde.

Public Eye, das sich für die Einhaltung der Menschenrechte durch Unternehmen mit Sitz in der Schweiz einsetzt, forderte Nestle gestern auf, „die Doppelmoral“ zu beenden. Nestle stritt die Ergebnisse der Laboranalysen auf Nachfrage nicht ab.

Nach den Analysen von Public Eye und dem Internationalen Aktionsnetzwerk zur Säuglingsnahrung (IBFAN) in einem belgischen Labor enthielten Proben bestimmter Folgemilchprodukte für Kleinkinder aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien keinen Zuckerzusatz.

In Proben aus Ländern wie Bangladesch, Indien, Pakistan, Südafrika, Äthiopien und Thailand seien aber zwischen 1,6 und sechs Gramm Zucker pro Portion zugesetzt gewesen.

„Entwickeln Produkte weiter“

Auch in Getreideprodukten für Babys fand das Labor viel Zucker, auch in Produkten, die in Europa verkauft werden. Dazu sagte Nestle: „Wir entwickeln und reformulieren unsere Getreideprodukte für Säuglinge weiter, um den Gehalt an zugesetzten Zuckern weiter zu reduzieren, ohne Kompromisse bei Qualität, Sicherheit und Geschmack einzugehen. In manchen Ländern in Europa gibt es Produkte ohne Zuckerzusatz, zusätzlich zu den herkömmlichen Produkten mit Zuckerzusatz.“

Ernährungsexperten sagen, wenn Kinder früh an den Zuckergeschmack gewöhnt werden, greifen sie meist auch später vermehrt zu zuckerhaltigen Produkten. Das könne zu Fettleibigkeit führen und Krankheiten wie Diabetes begünstigen.

IT

Ein zu Google gehörendes Sicherheitsunternehmen hat vor einer Gruppe von Onlineangreifern mit Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst gewarnt. Die Gruppe könne zu einer bedeutenden globalen Bedrohung werden, erklärte das Unternehmen Mandiant gestern (Ortszeit) in einem Bericht.

Es habe Operationen der als „Sandworm“ bezeichneten Gruppe beobachtet und warnte angesichts verschiedener Wahlen im laufenden Jahr vor der „Schwere der Bedrohung, die die Gruppe in naher Zukunft darstellen könnte“.

Dem Mandiant-Bericht zufolge hat „Sandworm“ wiederholt westliche Wahlsysteme und -institutionen ins Visier genommen, darunter auch solche in aktuellen und künftigen NATO-Mitgliedsstaaten.

„Sandworm“ habe versucht, demokratische Prozesse in ausgewählten Ländern zu stören, „indem es politisch sensible Informationen durchsickern ließ und Schadsoftware einsetzte, um auf Wahlsysteme zuzugreifen und Wahldaten falsch zu melden“.

Den Fachleuten zufolge wurde die Gruppe vom russischen Militär im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt. „Sandworm“ sei „aktiv an der gesamten Bandbreite von Spionage-, Angriffs- und Einflussoperationen beteiligt“.

Chronik

Ermittler in 19 Ländern haben nach Angaben von Europol eine der weltweit größten Phishing-Plattformen ausgehoben. „LabHost“ bot gefälschte Websites und Software für Cyberverbrecher an, wie die europäische Polizeibehörde heute in Den Haag mitteilte.

37 Verdächtige seien festgenommen worden, darunter auch die vier mutmaßlichen Drahtzieher in Großbritannien. In die Aktion war auch das österreichische Bundeskriminalamt (BK) eingebunden.

10.000 Verdächtige

Etwa 10.000 Verdächtige hatten nach Angaben von Europol die Dienste von LabHost genutzt. Weltweit waren damit die Daten von rund 480.000 Kreditkarten und fast 1,2 Millionen Passwörter gestohlen worden. Die federführenden Ermittler in London vermuten, dass die Zahl der Opfer noch weit höher ist. Noch seien nicht alle Daten ausgewertet worden, auch in Österreich ist dieser Teil der Ermittlungen noch im Gange, wie es vom Bundeskriminalamt auf APA-Anfrage hieß.

Die Plattform bot für monatlich etwa 300 US-Dollar (knapp über 280 Euro) ihre Dienste an. Auch unerfahrene Hacker und Hackerinnen konnten so gefälschte Websites vor allem von Banken, Postdiensten und Telekomunternehmen nutzen.

Dann forderten sie ihre Opfer in E-Mails auf, sich mit entsprechenden Links auf den gefälschten Websites einzuloggen und dort ihre Geheimnummern oder Passwörter preiszugeben oder auch Geld zu bezahlen. Nach Angaben von Europol konnten Verbrecher aus 170 Websites wählen oder sich auch solche von der Plattform auf Bestellung bauen lassen.

Panorama

Für Aufregung in Italien hat eine Dokumentation des Schweizer Fernsehens RSI über den Ausbruch des Vulkans unter den Phlegräischen Feldern gesorgt. Laut der Doku berge eine Ausbruch „verheerende Folgen und kaum Fluchtmöglichkeiten“. Dem widerspricht nun das italienische Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) vehement.

„Das sind Informationen, die nicht auf Daten basieren“ und alle wissenschaftlichen Beobachtungen der Aktivität des Vulkans „völlig außer Acht lassen“, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ heute die INGV. Die Doku fasse lediglich zusammen, was bei den größten Eruptionen des Vulkans vor Tausenden Jahren passiert sei und lebe vor allem von „großen Effekten“.

Der Vulkan werde permanent überwacht, so die INGV. Die Phlegräischen Felder würden seit 2005 zwar von vielen kleinen und kaum spürbaren Erdbeben, die die Erdkruste in dem Areal schwächen, heimgesucht. Nichts deute aber derzeit auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin.

Animation zeigt Untergang Neapels

In einer mit dramatischer Musik unterlegten Animation zeigt die RSI-Doku, wie Neapel von Gesteinsbrocken bombardiert und unter einer Aschewolke begraben wird. „Die Katastrophe könnte jeden Moment über uns hereinbrechen“, heißt es am Anfang des Films.

Auch Experten kommen darin zu Wort. Der Vulkanologe Patrick Allard etwa sagt, dass dabei große Aschesäulen entstehen würden, die mehrere Kilometer weit bis in die Stratosphäre aufsteigen und dann auf Italiens Süden herabfallen, gewaltige Zerstörung verursachen und zahlreiche Menschen das Leben kosten.

Die Doku weckt zudem Zweifel am Evakuierungsplan der Behörden für den Katastrophenfall. So sagt der Geologe Diego Perugini, dass ein Ausbruch womöglich zu spät vorhergesagt werden könne. Innerhalb von mehreren zehn Minuten könne dann die Eruption erfolgen. „30 Minuten sind wenig, um eine Stadt zu evakuieren“, heißt es dann in der Doku.

Das Fazit am Ende des Films lautet schließlich: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das in unmittelbarer Zukunft passiert, ist gering – aber nicht null.“

Leute

Der britische Prinz Harry (39) hat seinen Erstwohnsitz ganz offiziell in die USA verlegt. Das geht aus öffentlich einsehbaren Unterlagen des britischen Handelsregisters Company House hervor. Prince Henry Charles Albert David Duke of Sussex, wie er in Dokumenten der Organisation Travalyst bezeichnet wird, sei in den USA wohnhaft.

Harry muss als Hauptverantwortlicher der gemeinnützigen GmbH, die sich für eine umwelt- und klimafreundlichere Art des Reisens einsetzt, dem Handelsregister wichtige Änderungen mitteilen. Bisher war noch immer Großbritannien sein erster Wohnsitz – obwohl er mit seiner Frau Herzogin Meghan und den beiden kleinen Kindern bereits seit 2020 in Kalifornien lebt.

Die Änderung, die erst in dieser Woche bekanntgemacht wurde, wurde bereits am 29. Juni 2023 vorgenommen – dem Datum, zu dem der Buckingham-Palast mitgeteilt hatte, dass Harry und Meghan aus ihrem Zuhause Frogmore Cottage auf dem Gelände von Schloss Windsor ausgezogen seien. Berichten zufolge hatte König Charles III. (75) die beiden aus Ärger über Harrys Memoiren aus dem königlichen Anwesen vertrieben.

Harry war zuletzt nach Bekanntwerden der Krebsdiagnose seines Vaters ins Königreich gereist. Ein 45-minütiges Treffen zwischen Vater und Sohn machte zumindest etwas Hoffnung auf eine Aussöhnung.

Kultur

US-Regisseur Quentin Tarantino hat Berichten zufolge seine Pläne für den Film „The Movie Critic“, der sein zehntes und letztes Projekt sein sollte, aufgegeben. Das Filmmagazin „Deadline“ berichtete gestern, Tarantino habe „einfach seine Meinung“ und gehe „zurück ans Zeichenbrett, um herauszufinden, wie der endgültige Film aussehen wird“.

Der 61-jährige Regisseur hatte stets angekündigt, dass er nur zehn Filme drehen werde. Mit „The Movie Critic“ habe er die Geschichte eines Filmkritikers erzählen wollen, der kurze Besprechungen für ein Pornomagazin in den 1970er Jahren schreibt – angeblich mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Zudem sei eine „Pulp Fiction“-Reunion mit John Travolta und Bruce Willis im Raum gestanden.

Es soll bereits zu Überarbeitungen des Drehbuchs gekommen sein, die eine Verschiebung des Drehs mit sich brachten. Doch aus dem Projekt wird nun doch nichts. Das bedeute aber nicht Tarantinos Karriereende, so „Deadline“. Der Kultregisseur halte weiter daran fest, zehn Filme zu verwirklichen, nur dass Nummer zehn eben ein anderer werden soll.

Wie es weiter hieß, sei der zweifache Oscar-Preisträger bereits dabei, einen neuen Stoff für seinen Abschlussfilm zu finden. Details dazu, in welche Richtung es letztlich gehen könnte, gibt es nicht. Nur eines scheint sicher: Auf den nächsten und wohl finalen Film müssen Tarantinos Fans wohl länger warten.

Das Foto einer trauernden Palästinenserin, die ihre in ein weißes Tuch gehüllte tote fünfjährige Nichte im Arm hält, hat den internationalen Fotowettbewerb World Press Photo gewonnen. Das teilte die Jury heute mit.

Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Chan Junis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.

Die Jury würdigte Salems Foto als „mit Sorgfalt und Respekt komponiert“. Es biete „gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust“. Die Juryvorsitzende Fiona Shields lobte die große Aussagekraft des Fotos.

„Es ist unbeschreiblich bewegend zu sehen und zugleich ein Argument für Frieden, das extrem stark ist, gerade wenn Frieden manchmal wie eine unmögliche Fantasie erscheint.“

Zum zweiten Mal ausgezeichnet

Der 39-jährige palästinensische Fotograf Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. „Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt“, sagte Salem, als das Foto im November erstmals veröffentlicht wurde.

Fotostory des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin „Geo“ über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern.

Insgesamt wurden 33 Fotografinnen und Fotografen ausgezeichnet. Alle ausgezeichneten Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt, die in mehr als 60 Ländern weltweit zu sehen ist. In Österreich sind die Fotos im Herbst für mehrere Wochen in der Wiener Galerie WestLicht zu sehen.