Der Nationalrat hat gestern die Lehrerausbildung reformiert. Für Pädagogen der Sekundarstufe, also z.B. AHS und Mittelschule, bedeutet die Novelle eine um ein Jahr verkürzte Studienzeit. Die Koalition erhofft sich dadurch eine Attraktivierung des Lehrerberufs, was die Opposition bezweifelt. SPÖ, FPÖ und NEOS verweigerten u. a. daher dem Gesetz ihre Zustimmung.
Ab 2025/26 soll die Ausbildung für die Volksschullehrer aus einem dreijährigen Bachelor- und einem zweijährigen Masterstudium bestehen, für Lehrer höherer Schulen wird ab 2026/27 umgestellt. Derzeit dauert die Lehrerausbildung für die Primarstufe (v.a. Volksschule) vier Jahre Bachelor plus ein Jahr Master. Bei der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) sind es vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master.
Darüber hinaus wurden im Rahmen eines „Hochschulpakets“ weitere Änderungen beschlossen. Künftig sollen etwa auch überlaufene Masterstudien an den Universitäten beschränkt werden dürfen. Eine ähnliche Regelung gibt es bereits für Bachelor- und Diplomstudien. Ebenfalls eine Höchstgrenze können die Unis für die Zahl der Zulassungsanträge pro Semester und Person festlegen – allerdings müssen weiter Anträge für mindestens fünf Studien erlaubt sein.
Psychotherapeuten werden künftig an Unis ausgebildet
Thema im Nationalrat war gestern indes auch eine Reform der Psychotherapieausbildung. Diese wandert nun an die Universitäten. Den entsprechenden Beschluss vereinbarten am Abend alle Fraktionen außer der SPÖ. Sie kritisiert die Limitierung der Studienplätze sowie die Tatsache, dass in der dritten Studienphase weiter Gebühren zu leisten sein werden.
Bisher fand die Ausbildung abseits der Unis statt und verursachte Kosten zwischen 25.000 und 50.000 Euro, wie Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) ausführte. Nunmehr werde sie aus dem Umfeld der Vereinsebene an Unis und Fachhochschulen geführt, betonte Grünen-Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Zudem seien Bachelor und Master kostenfrei, lobte ÖVP-Mandatar Josef Smolle.
SPÖ sieht zu geringes Angebot
Zur Verfügung stehen werden pro Jahr 500 Plätze – zu wenig, wie der geschäftsführende SPÖ-Klubchef Philip Kucher befand. Alleine im Vorjahr haben sich in das Berufsregister knapp 600 Personen eingetragen, für die SPÖ Beleg dafür, dass das Angebot zu gering sein werde. Beantragt wurde daher, auf Beschränkungen zu verzichten.
Die SPÖ wies auch darauf hin, dass die dritte Studienphase erst wieder Kosten verursachen werde, und zwar bis zu 20.000 Euro. Seitens der ÖVP wurde repliziert, dass während dieser auch schon gearbeitet werden dürfe, womit die Auszubildenden ein Einkommen erhielten und so die Finanzierung erleichtert werde.
Über die Kosten nicht allzu begeistert war die FPÖ, insgesamt begrüßte man aber die überfällige Reform. Auch NEOS sprach von einem wichtigen Schritt, um Kostenaufwand und Qualität zu verbessern.