Ausland

Israel hat Medienberichten zufolge eine schnelle Reaktion auf den iranischen Angriff am Wochenende erwogen. Der israelische Rundfunksender Kan berichtete in der Nacht auf heute, Regierungschef Benjamin Netanjahu habe sich, nachdem er mit US-Präsident Joe Biden gesprochen habe, dafür entschieden, vorab genehmigte Pläne für Vergeltungsschläge im Falle eines Angriffs nicht umzusetzen.

Diplomatie habe eine Rolle gespielt, sagte ein hochrangiger Beamter, der anonym bleiben wollte, dem Sender. „Es wird eine Antwort geben, aber sie wird anders ausfallen als ursprünglich geplant.“

Das US-Nachrichtenportal Axios berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, dass das Kriegskabinett bei einer Sitzung am Montag überlegt habe, grünes Licht für Angriffe zu geben, ohne diese jedoch anzuordnen.

USA riefen zu Zurückhaltung auf

Es handelte sich um die zweite Sitzung des Kriegskabinetts seit dem iranischen Angriff vom Wochenende. Dem Axios-Bericht nach teilte Israel den Vereinigten Staaten am Montag die Entscheidung mit abzuwarten. Washington hatte seinen Verbündeten zur Zurückhaltung aufgerufen. Der US-Sender ABC berichtete, die israelische Regierung habe zweimal Angriffe gegen den Iran erwogen, ohne sie jedoch umzusetzen.

Der Iran hatte in der Nacht auf Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen unter Mithilfe anderer Staaten abgewehrt. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet.

Die iranische Religionspolizei geht wieder verschärft gegen Kopftuchverstöße vor. Nach Beginn der landesweiten Polizeiaktion am Samstag berichteten zahlreiche Frauen von verstärkten Kontrollen in den Metropolen.

Videos in sozialen Netzwerken zeigten Einheiten der Religionspolizei auf belebten Plätzen im Zentrum der Hauptstadt Teheran sowie die gefürchteten Minibusse, mit denen junge Frauen nach Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften abtransportiert werden.

Seit Herbst 2022 ignorieren mehr und mehr Iranerinnen die strengen Kleidungsvorschriften. Religiöse Hardliner versuchen dagegen anzukämpfen. Ein neues Gesetz sieht drakonische Strafen vor.

Die Reform wurde bereits vom Parlament verabschiedet, ist aber weiterhin nicht in Kraft getreten. In den kommenden Wochen soll eine überarbeitete Version dem Wächterrat, dem erzkonservativen Kontrollgremium, erneut vorgelegt werden.

Geopolitische Konflikte wie die Kriege in der Ukraine und in Nahost sind den sieben führenden westlichen Industrienationen (G-7) zufolge ein beträchtliches Risiko für die Weltwirtschaft.

Nach einem Treffen der G-7-Finanzminister und -Notenbankchefs in Washington hieß es gestern Abend in einem gemeinsamen Papier, es könne dadurch negative Auswirkungen auf den Handel, Lieferketten und die Rohstoffpreise geben.

Die G-7 rief Russland abermals auf, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Das würde auch einen der größten Unsicherheitsfaktoren für die Weltwirtschaft aus dem Weg räumen. Im größeren G-20-Kreis mit führenden Schwellenländern wie China und auch Russland war die Bewertung der Konflikte zuletzt ein großer Streitpunkt.

G-7-Außenminister auf Capri

Die G-7-Außenminister beraten angesichts eines drohenden Flächenbrands im Nahen Osten über neue Sanktionen gegen den Iran. Der iranische Großangriff auf Israel am Wochenende ist eines der beherrschenden Themen des Treffens auf der italienischen Mittelmeer-Insel Capri.

Am Nachmittag werden zu dem Treffen auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erwartet.

Die Runde will vor dem Hintergrund der schweren russischen Angriffe auf die Ukraine über eine bessere Unterstützung bei der Luftabwehr beraten. Das Treffen, das bereits gestern Abend begonnen hat, dauert noch bis morgen.

Italien hat in der G-7-Gruppe heuer den Vorsitz. Dabei sind auch die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Japan sowie die EU. Zum Schutz der Minister sind auf der Insel im Golf von Neapel mehr als 1.300 Polizisten und sonstige Sicherheitskräfte im Einsatz.

Vor dem Landgericht in Halle im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hat heute der erste Verhandlungstag im Prozess gegen den AfD-Politiker Björn Höcke begonnen. Dem Thüringer Parteichef wird vorgeworfen, Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen verwendet zu haben.

Konkret geht es um eine Rede, in der der 52-Jährige eine verbotene Losung der Sturmabteilung (SA), der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, verwendet haben soll. Höcke hatte seine Wortwahl kurz vor Beginn des Prozesses verteidigt.

AfD-Politiker Björn Höcke betritt den Gerichtssaal
Reuters/Fabrizio Bensch

Bei der Landtagswahl in Thüringen am 1. September will der frühere Geschichtslehrer als AfD-Spitzenkandidat ins Rennen gehen. Seine Partei wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.

Für den ersten Hauptverhandlungstag ist davon auszugehen, dass – wie üblich – die Anklageschrift verlesen wird. Dann hat Höcke die Möglichkeit, sich selbst oder über seinen Verteidiger zu den Vorwürfen zu äußern.

Demos vor Prozessbeginn

Vor dem Prozessbeginn demonstrierten Hunderte Gegner des Politikers vor dem Gerichtsgebäude. Die Polizei sprach von rund 570 Personen. Alles sei sehr friedlich, es gebe keine Störungen. Unter anderem die Gruppen „Halle gegen Rechts“ und die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ hatten zu Versammlungen aufgerufen.

Zur Eröffnung des Prozesses waren neben Demonstrierenden auch viele Medienvertreterinnen und Vertreter gekommen. Nach Angaben der Polizei lief der Betrieb am Gericht trotz der Versammlung normal.

In Georgien sind gestern erneut Zehntausende Menschen gegen das Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ auf die Straße gegangen, nachdem das Parlament das umstrittene Vorhaben in erster Lesung gebilligt hatte. Am Abend blockierten rund 20.000 Demonstrierende vor dem Parlament in Tiflis den Verkehr und riefen: „Nein zum russischen Gesetz!“ Hunderte Polizisten waren im Einsatz.

Demonstranten in Tbilisi
AP/Zurab Tsertsvadze

Die Demonstrierenden stellten den Behörden ein Ultimatum, in dem sie die Rücknahme des Gesetzesentwurfs innerhalb einer Stunde forderten. Anschließend zogen sie weiter zum Büro von Ministerpräsident Irakli Kobachidse und forderten ein Treffen mit ihm, wie ein AFP-Journalist sah.

Auch in weiteren Städten des Landes fanden Protestkundgebungen statt, darunter in der zweitgrößten georgischen Stadt Batumi, wie die Nachrichtenagentur Interpress berichtete.

Hürde für Auslandsfinanzierung

Zuvor hatte das Parlament das Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ in erster Lesung angenommen. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, behördlich registrieren lassen müssen. Kritiker sehen Parallelen zum Gesetz gegen „ausländische Agenten“ in Russland, das es den dortigen Behörden erlaubt, gegen kritische Medien und Organisationen vorzugehen.

Ukraine-Krieg

Russland hat nach Angaben örtlicher Behörden die westukrainische Region Iwano-Frankiwsk mit Drohnen angegriffen. Ziel sei kritische Infrastruktur gewesen, teilte Regionalgouverneurin Switlana Onyschtschuk auf Telegram mit.

Die ukrainische Luftabwehr habe alle Drohnen abgeschossen. Trümmerteile hätten allerdings Brände verursacht. Verletzte habe es nicht gegeben. Über Schäden an Einrichtungen der kritischen Infrastruktur lagen keine Informationen vor.

Russland hat in den vergangenen Wochen seine Luftangriffe auf das ukrainische Energiesystem und andere Infrastruktur verstärkt.

Nach monatelanger Blockade von US-Hilfen für die Ukraine steht eine Abstimmung über ein neues Hilfspaket im US-Repräsentantenhaus offenbar kurz bevor. Der Vorsitzende der Kammer, Mike Johnson, sagte, er erwarte ein Votum am Samstagabend (Ortszeit).

Der mächtige Kontrollausschuss veröffentlichte gestern die Gesetzesentwürfe, über die nun abgestimmt werden soll. Diese spiegeln weitgehend einen bereits vorhandenen Vorschlag wider. Allerdings soll in Johnsons Entwurf ein Teil der Hilfen für die Ukraine in ein Darlehen umgewandelt werden.

Bei Zustimmung noch Senat am Zug

Im Falle einer Zustimmung wäre noch der Senat am Zug. Es gilt als wahrscheinlich, dass die von den Demokraten geführte Kammer das Vorhaben unterstützt. US-Präsident Joe Biden teilte kurz nach Veröffentlichung der Gesetzesentwürfe mit, dass er das Paket unterstütze. „Das Repräsentantenhaus muss das Paket diese Woche verabschieden, und der Senat sollte schnell Folge leisten“, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Biden werde das Gesetz sofort unterschreiben.

Eigentlich hatte der Senat bereits im Februar für ein von Biden beantragtes milliardenschweres Hilfspaket votiert. Dieses sah rund 60 Milliarden US-Dollar an Unterstützung für die Ukraine, rund 14 Milliarden US-Dollar für Israel sowie Milliardenhilfen für Taiwan und andere Partner im Indopazifik vor.

Die Zustimmung der zweiten Kammer, des Repräsentantenhauses, stand noch aus – dort haben die Republikaner eine knappe Mehrheit. In der Kammer kam es wegen parteiinterner Machtkämpfe bei den Republikanern bisher nicht zur Abstimmung.

Inland

Der Nationalrat hat gestern die Lehrerausbildung reformiert. Für Pädagoginnen und Pädagogen der Sekundarstufe, also z. B. AHS und Mittelschule, bedeutet die Novelle eine um ein Jahr verkürzte Studienzeit.

Die Koalition erhofft sich dadurch eine Attraktivierung des Lehrerberufs, was die Opposition bezweifelt. SPÖ, FPÖ und NEOS verweigerten u. a. daher dem Gesetz ihre Zustimmung.

Ab 2025/26 soll die Ausbildung für die Volksschullehrerinnen und -lehrer aus einem dreijährigen Bachelor- und einem zweijährigen Masterstudium bestehen, für Lehrerinnen und Lehrer höherer Schulen wird ab 2026/27 umgestellt.

Derzeit dauert die Ausbildung für die Primarstufe (v. a. Volksschule) vier Jahre Bachelor plus ein Jahr Master. Bei der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) sind es vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master.

Uni-Master kann beschränkt werden

Darüber hinaus wurden im Rahmen eines „Hochschulpakets“ weitere Änderungen beschlossen. Künftig sollen etwa auch überlaufene Masterstudien an den Universitäten beschränkt werden dürfen.

Ebenfalls eine Höchstgrenze können die Unis für die Zahl der Zulassungsanträge pro Semester und Person festlegen – allerdings müssen weiter Anträge für mindestens fünf Studien erlaubt sein.

Psychotherapieausbildung künftig an Unis

Thema im Nationalrat war gestern auch eine Reform der Psychotherapieausbildung. Diese wandert nun an die Universitäten. Bisher fand die Ausbildung abseits der Unis statt und verursachte Kosten zwischen 25.000 und 50.000 Euro.

Nunmehr werde sie aus dem Umfeld der Vereinsebene an Unis und Fachhochschulen geführt, so der grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Zudem seien Bachelor und Master gratis, sagte ÖVP-Mandatar Josef Smolle.

Den entsprechenden Beschluss vereinbarten am Abend alle Fraktionen außer der SPÖ. Sie kritisierte u. a. die Limitierung der Studienplätze. Über die Kosten nicht allzu begeistert war die FPÖ, insgesamt begrüßte man aber die überfällige Reform. Auch NEOS sprach von einem wichtigen Schritt, um Kostenaufwand und Qualität zu verbessern.

EU

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben nach dem iranischen Angriff auf Israel eine Verschärfung der Sanktionen gegen die Islamische Republik beschlossen. „Wir halten es für sehr wichtig, alles zu tun, um den Iran zu isolieren“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel gestern am späten Abend in Brüssel.

Die neuen Strafmaßnahmen würden sich gegen Unternehmen richten, die an der Produktion von Drohnen und Raketen beteiligt seien, sagte Michel. Der Iran hatte am Wochenende als Reaktion auf den Israel zugeschriebenen Angriff vom 1. April auf sein Botschaftsgelände in Damaskus mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert. Die allermeisten von ihnen wurden abgefangen.

Israel begrüßt Sanktionen

Der israelische Außenminister Israel Katz begrüßte das Vorhaben der EU. „Das ist ein wichtiger Schritt, um der Schlange die Zähne zu ziehen“, schrieb Katz heute auf X (Twitter). Er dankte „allen unseren Freunden für die Unterstützung und Hilfe“. Katz schrieb: „Der Iran muss jetzt gestoppt werden, bevor es zu spät ist.“

Das Treffen der 27 Staats- und Regierungschefs ist das erste seit dem iranischen Angriff. Sie verurteilten die Attacke und bekräftigten, dass sie der Sicherheit Israels verpflichtet seien. Zugleich riefen sie alle Seiten auf, weitere Spannungen zu verhindern – auch im Libanon. Israel deutete an, dass es Vergeltung üben werde, nannte aber keine Details.

Der Iran unterstützt sowohl die radikale Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, gegen die Israel seit mehr als einem halben Jahr Krieg führt, als auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen.

Wirtschaft

US-Präsident Joe Biden will die US-Zölle auf bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte aus China verdreifachen und wirft Peking vor, überschüssigen Stahl auf dem Weltmarkt zu Dumpingpreisen anzubieten.

Die chinesische Regierung pumpe staatliche Gelder in chinesische Stahlunternehmen und dränge sie dazu, so viel Stahl wie möglich zu produzieren – viel mehr Stahl, als China brauche, sagte Biden gestern.

Biden: „Sie schummeln“

Die Preise seien „ungerechtfertigt niedrig“, weil sich die chinesischen Stahlunternehmen keine Sorgen um ihre Gewinne machen müssten, sagte Biden. „Sie konkurrieren nicht. Sie schummeln. Und wir haben den Schaden hier in Amerika gesehen“, sagte Biden vor Stahlarbeitern in Pittsburgh.

Bidens Wirtschaftsberaterin Lael Brainard sagte, die politisch forcierte Überkapazität Chinas stelle „eine ernsthafte Gefahr für die Zukunft der amerikanischen Stahl- und Aluminiumindustrie“ dar.

Ein Sprecher des chinesischen Außenamts in Peking sagte heute, China habe die USA seinerseits immer wieder aufgefordert, „die Grundregeln des fairen Wettbewerbs zu respektieren, sich an die Regeln der Welthandelsorganisation zu halten und ihre protektionistischen Maßnahmen gegenüber China einzustellen“. Die Volksrepublik werde alle nötigen Mittel ergreifen, um ihre legitimen Rechte zu schützen.

Im Prozess um die „Panama-Papers“ wegen Steuervermeidung und Geldwäsche mittels Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen hat die Staatsanwaltschaft in Panama zwölf Jahre Haft für die Gründer der inzwischen aufgelösten Kanzlei Mossack-Fonseca gefordert.

Staatsanwältin Isis Soto forderte gestern (Ortszeit) die Verhängung der Höchststrafe für Geldwäsche für Jürgen Mossack und Ramon Fonseca Mora, die in dem mittelamerikanischen Land bei zwölf Jahren liegt.

Beiden werden nach Angaben Sotos auch die Verheimlichung, Vertuschung und Weitergabe falscher Informationen an Banken zur Kontoeröffnung sowie Verschleierung des Besitzes von Vermögenswerten vorgeworfen. Mossack und Fonseca hätten Gelder „aus rechtswidrigen Aktivitäten in Deutschland und Argentinien erhalten und transferiert“, fuhr Soto fort.

Weltweite Ermittlungen

Der Prozess mit mehr als zwei Dutzend weiteren Angeklagten hatte in der vergangenen Woche begonnen. Mossack hatte zu Beginn jegliche Verantwortung bestritten. Ein internationales Rechercheteam hatte unter dem Titel „Panama-Papers“ im April 2016 seine Erkenntnisse rund um den Skandal veröffentlicht.

Die Recherchen, die auf der Auswertung von 11,5 Millionen Dokumenten aus der Kanzlei basierten, enthüllten unter anderem Namen von Prominenten, Politikern und Sportlern, die Vermögen vor dem Fiskus versteckt haben sollen.

Die Veröffentlichungen führten zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. In der Folge traten der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson und der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif von ihren Ämtern zurück.

Der deutsche „Spiegel“ zitiert Schätzungen, denen zufolge nach der Veröffentlichung der „Panama-Papers“ mehr als 1,3 Milliarden Dollar an Strafzahlungen und Steuern eingetrieben wurden.

Der Nahrungsmittelkonzern Nestle steht wegen Babynahrung in der Kritik. Nach einer Analyse der Schweizer Organisation Public Eye setzt das Unternehmen Babynahrung in manchen Ländern Zucker zu.

Betroffen seien Entwicklungs- und Schwellenländer, westliche Länder dagegen nicht. „Nestle macht Babys und Kleinkinder in einkommensärmeren Ländern zuckersüchtig“, heißt es in dem Bericht, der einen Tag vor der Generalversammlung der Nestle-Aktionäre veröffentlicht wurde.

Public Eye, das sich für die Einhaltung der Menschenrechte durch Unternehmen mit Sitz in der Schweiz einsetzt, forderte Nestle gestern auf, „die Doppelmoral“ zu beenden. Nestle stritt die Ergebnisse der Laboranalysen auf Nachfrage nicht ab.

Nach den Analysen von Public Eye und dem Internationalen Aktionsnetzwerk zur Säuglingsnahrung (IBFAN) in einem belgischen Labor enthielten Proben bestimmter Folgemilchprodukte für Kleinkinder aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien keinen Zuckerzusatz.

In Proben aus Ländern wie Bangladesch, Indien, Pakistan, Südafrika, Äthiopien und Thailand seien aber zwischen 1,6 und sechs Gramm Zucker pro Portion zugesetzt gewesen.

„Entwickeln Produkte weiter“

Auch in Getreideprodukten für Babys fand das Labor viel Zucker, auch in Produkten, die in Europa verkauft werden. Dazu sagte Nestle: „Wir entwickeln und reformulieren unsere Getreideprodukte für Säuglinge weiter, um den Gehalt an zugesetzten Zuckern weiter zu reduzieren, ohne Kompromisse bei Qualität, Sicherheit und Geschmack einzugehen. In manchen Ländern in Europa gibt es Produkte ohne Zuckerzusatz, zusätzlich zu den herkömmlichen Produkten mit Zuckerzusatz.“

Ernährungsexperten sagen, wenn Kinder früh an den Zuckergeschmack gewöhnt werden, greifen sie meist auch später vermehrt zu zuckerhaltigen Produkten. Das könne zu Fettleibigkeit führen und Krankheiten wie Diabetes begünstigen.

IT

Ein zu Google gehörendes Sicherheitsunternehmen hat vor einer Gruppe von Onlineangreifern mit Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst gewarnt. Die Gruppe könne zu einer bedeutenden globalen Bedrohung werden, erklärte das Unternehmen Mandiant gestern (Ortszeit) in einem Bericht.

Es habe Operationen der als „Sandworm“ bezeichneten Gruppe beobachtet und warnte angesichts verschiedener Wahlen im laufenden Jahr vor der „Schwere der Bedrohung, die die Gruppe in naher Zukunft darstellen könnte“.

Dem Mandiant-Bericht zufolge hat „Sandworm“ wiederholt westliche Wahlsysteme und -institutionen ins Visier genommen, darunter auch solche in aktuellen und künftigen NATO-Mitgliedsstaaten.

„Sandworm“ habe versucht, demokratische Prozesse in ausgewählten Ländern zu stören, „indem es politisch sensible Informationen durchsickern ließ und Schadsoftware einsetzte, um auf Wahlsysteme zuzugreifen und Wahldaten falsch zu melden“.

Den Fachleuten zufolge wurde die Gruppe vom russischen Militär im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt. „Sandworm“ sei „aktiv an der gesamten Bandbreite von Spionage-, Angriffs- und Einflussoperationen beteiligt“.

Chronik

Kein Spielteilnehmer bzw. keine Spielteilnehmerin hat gestern die sechs Richtigen bei Lotto „6 aus 45“ erraten. Im Vierfachjackpot liegen vier Millionen Euro.

Es wurden folgende Gewinnzahlen ermittelt.

14 17 18 28 37 44/Zusatzzahl: 5

Die richtigen LottoPlus-Zahlen:

3 14 21 38 40 45

Auch beim Joker hatte niemand die richtige Zahlenkombination auf der Quittung – es gibt einen Doppeljackpot, es warten 427.000 Euro.

Die richtige Joker-Zahl:

2 6 1 2 0 5

Alle Angaben ohne Gewähr

Panorama

Für Aufregung in Italien hat eine Dokumentation des Schweizer Fernsehens RSI über den Ausbruch des Vulkans unter den Phlegräischen Feldern gesorgt. Laut der Doku berge eine Ausbruch „verheerende Folgen und kaum Fluchtmöglichkeiten“. Dem widerspricht nun das italienische Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) vehement.

„Das sind Informationen, die nicht auf Daten basieren“ und alle wissenschaftlichen Beobachtungen der Aktivität des Vulkans „völlig außer Acht lassen“, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ heute die INGV. Die Doku fasse lediglich zusammen, was bei den größten Eruptionen des Vulkans vor Tausenden Jahren passiert sei und lebe vor allem von „großen Effekten“.

Der Vulkan werde permanent überwacht, so die INGV. Die Phlegräischen Felder würden seit 2005 zwar von vielen kleinen und kaum spürbaren Erdbeben, die die Erdkruste in dem Areal schwächen, heimgesucht. Nichts deute aber derzeit auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin.

Animation zeigt Untergang Neapels

In einer mit dramatischer Musik unterlegten Animation zeigt die RSI-Doku, wie Neapel von Gesteinsbrocken bombardiert und unter einer Aschewolke begraben wird. „Die Katastrophe könnte jeden Moment über uns hereinbrechen“, heißt es am Anfang des Films.

Auch Experten kommen darin zu Wort. Der Vulkanologe Patrick Allard etwa sagt, dass dabei große Aschesäulen entstehen würden, die mehrere Kilometer weit bis in die Stratosphäre aufsteigen und dann auf Italiens Süden herabfallen, gewaltige Zerstörung verursachen und zahlreiche Menschen das Leben kosten.

Die Doku weckt zudem Zweifel am Evakuierungsplan der Behörden für den Katastrophenfall. So sagt der Geologe Diego Perugini, dass ein Ausbruch womöglich zu spät vorhergesagt werden könne. Innerhalb von mehreren zehn Minuten könne dann die Eruption erfolgen.

„30 Minuten sind wenig, um eine Stadt zu evakuieren“, heißt es dann in der Dokumentation. Das Fazit am Ende des Films lautet schließlich: „Die Wahrscheinlichkeit, dass in unmittelbarer Zukunft passiert, ist gering – aber nicht null.“

Kultur

Das Foto einer trauernden Palästinenserin, die ihre in ein weißes Tuch gehüllte tote fünfjährige Nichte im Arm hält, hat den internationalen Fotowettbewerb World Press Photo gewonnen. Das teilte die Jury heute mit.

Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Chan Junis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.

Die Jury würdigte Salems Foto als „mit Sorgfalt und Respekt komponiert“. Es biete „gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust“. Die Juryvorsitzende Fiona Shields lobte die große Aussagekraft des Fotos.

„Es ist unbeschreiblich bewegend zu sehen und zugleich ein Argument für Frieden, das extrem stark ist, gerade wenn Frieden manchmal wie eine unmögliche Fantasie erscheint.“

Zum zweiten Mal ausgezeichnet

Der 39-jährige palästinensische Fotograf Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. „Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt“, sagte Salem, als das Foto im November erstmals veröffentlicht wurde.

Fotostory des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin „Geo“ über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern.

Insgesamt wurden 33 Fotografinnen und Fotografen ausgezeichnet. Alle ausgezeichneten Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt, die in mehr als 60 Ländern weltweit zu sehen ist. In Österreich sind die Fotos im Herbst für mehrere Wochen in der Wiener Galerie WestLicht zu sehen.