Inland

Nach Kritik aus dem Außenministerium und von Diplomaten, weil sich der Prozess ungewöhnlich lange hingezogen hatte, hat der Ministerrat heute eine Rochade bei zahlreichen – teils wichtigen – Botschafterstellen beschlossen. Laut Medienberichten kam es wegen Unstimmigkeiten zwischen den Koalitionspartnern ÖVP und Grüne zu der Verzögerung.

Nach Angaben des Außenministeriums wird Gregor Kössler, derzeit Politischer Direktor des Ministeriums, Leiter der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York. Alexander Marschik wechselt von dort an die Botschaft in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Die ehemalige Außenministeriumssprecherin Astrid Harz geht als Botschafterin von Den Haag nach Budapest. Der Völkerrechtsexperte Konrad Bühler übernimmt die Botschaft in Ljubljana. Martin Eichtinger, derzeit noch Koordinator für Nachbarschaftspolitik und Sonderbeauftragter für den Donauraum, wird Botschafter in Italien.

Umbesetzungen auch in Botschaften außerhalb der EU

Die Umbesetzungen betreffen auch Leitungsposten an bilateralen Botschaften im außereuropäischen Raum: Stephan Vavrik wird Botschafter in Tunis (Tunesien), Franziska Honsowitz-Friessnigg in Beirut (Libanon), Erika Bernhard in Doha (Katar). Andrea Bacher, derzeit Referentin im Kabinett von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), wird mit der Leitung der Botschaft in Kasachstan in Astana betraut.

Insgesamt betraf das nun gebilligte Revirement mehr als 20 leitende Beamtenstellen. Dadurch frei werdende Positionen werden nun ausgeschrieben.

Der Vorsitzende des EU-Militärausschusses und Ex-Generalstabschef des Bundesheeres, Robert Brieger, distanziert sich von den Holocaust leugnenden Facebook-Posts des ehemaligen Polizisten Franz M.: Er kenne M. persönlich nicht und habe die „ausschließlich virtuelle Facebook-Beziehung“ gelöscht, teilte er heute in einer Aussendung mit.

In seiner Amtsausübung orientiere er sich „ausschließlich nach europäischen Interessen“ und an den demokratischen Grundwerten der EU. Ein Kommentar, den Brieger unter einem von M. geteilten Beitrag abgegeben hatte, könne „missverständlich interpretiert werden“.

Die EU-Kommission will sich in dem Fall um „weitere Klarstellungen“ bemühen. Man nehme die Anschuldigungen sehr ernst, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde in einem Statement gegenüber der APA. „Alle Formen der Leugnung, Verzerrung oder Verharmlosung des Holocaust sind inakzeptabel.“

Aufregung über „verschwiegenes Kapitel“

Wie der „Standard“ zuerst berichtete, kommentierte Brieger damals unter einem Posting mit der Überschrift „Ein verschwiegenes Kapitel deutscher Geschichte“ über die Rheinwiesenlager: „Es ist vor allem ein verschwiegenes Kapitel in der Geschichte der Sieger.“

„Mein Kommentar hat sich ausschließlich an der meines Wissens erst spät erfolgten historischen Aufarbeitung des Schicksals der Insassen der Rheinwiesenlager orientiert“, so Brieger. Auch allgemein teile er die Ansichten des Herrn M. nicht.

„Mir war nicht bekannt, dass auf der betreffenden Facebook-Seite revisionistische und antisemitische Stellungnahmen und Kommentare geteilt wurden, welche ich strikt ablehne und von denen ich mich klar und unmissverständlich distanziere.“

Dringliche Anfrage der Grünen

Der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz hatte in dem Fall am Dienstag eine dringliche Anfrage an die EU-Kommission und den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell angekündigt. Im Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten in Straßburg verwies Waitz auch auf eine „explizite FPÖ-Nähe“ Briegers. Er spielte damit offenbar auf kürzlich aufgetauchte Chats an, in denen der ehemalige FPÖ-Poltiker Heinz-Christian Strache den damaligen Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) fragte, ob Brieger „eh einer von uns“ sei.

Brieger hält hierzu fest, dass er nie Mitglied der FPÖ war. Bei seiner Auswahl zum Generalstabschef unter Kunasek habe er sich einem „transparenten Bewerbungsverfahren“ gestellt. Er gehe davon aus, dass Kunasek ihn aufgrund seiner Eignung und „nicht aus parteipolitischen Gründen ausgewählt hat“.

Ausland

Laut einem aktuellen Bericht der katarischen Zeitung „Al-Arabi al-Dschadid“ hat der Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahja Sinwar, zuletzt mehrmals die Tunnel verlassen und Hamas-Kämpfer getroffen. Sinwar ist der Hauptverantwortliche für den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und wird seither von Israel gesucht. In Israel lässt es Erinnerungen an 2021 aufkommen, als sich Sinwar nach einem kurzen, heftigen Krieg auf einem Fauteuil mitten in Ruinen sitzend als Sieger darstellte.

Die Zeitung berief sich auf einen namentlich nicht genannten hochrangigen Hamas-Vertreter. Die Aussagen können nicht überprüft werden und die Behauptung auch nur zu Propagandazwecken erfunden sein. Allerdings berichteten auch israelische Medien heute darüber.

Sinwar sei über die aktuellen Ereignisse informiert und „nicht von der Realität abgeschnitten“ – trotz der intensiven Versuche Israels, ihn zu finden. Tatsächlich zeigen aktuell schwere Kämpfe im Norden des Gazastreifens, der vor Monaten von Israels Armee erobert und von der Hamas „gesäubert“ worden war, dass die Terrororganisation auch nach der dortigen Bodenoffensive weiter nicht „besiegt“ ist, wie es Israel als eines der zentralen Ziele ausgegeben hat.

Nur noch 20 Geiseln am Leben? Hamas dementiert

Der Hamas-Vertreter widersprach zugleich israelischen Medienberichten, dass möglicherweise nur noch 20 der 133 in Geiselhaft befindlichen Israelis am Leben seien. Die Hamas allein habe mehr als 30 Offiziere und Soldaten in ihrer Gewalt.

Nach der jüngsten Antwort der Hamas auf ein israelisches Angebot für einen Geiseldeal sind die Gespräche zum Stillstand gekommen. Neben der Zahl der Geiseln, die bei diesem zweiten Deal befreit werden sollen, ist vor allem die Hamas-Forderung eines Endes des Krieges für Israel nicht akzeptabel.

Weiterhin fehlt jeder Plan von israelischer Seite, wie es nach dem Krieg im Gazastreifen weitergehen soll. Stattdessen will Israel nun laut Medienberichten sehr bald mit den Vorbereitungen für eine Bodenoffensive in Rafah, die von Ägypten und den USA abgelehnt wird und deren Sinnhaftigkeit auch in Israel unter Fachleuten umstritten ist, beginnen. Sie könnte die nach dem iranischen Angriff auf Israel wieder stark gestiegenen Chancen auf eine strategische Partnerschaft und einen De-facto-Friedensschluss mit Saudi-Arabien gefährden.

Ägypten: Keine Gespräche über Offensive

Ägypten führte nach eigener Darstellung keine Gespräche mit Israel über dessen mögliche Militäroffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen. Einen entsprechenden Bericht im „Wall Street Journal“ wies der Vorsitzende des Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, gestern Abend entschieden zurück.

Ägypten lehne Pläne für solch eine Offensive entschieden ab und habe diese Position auch mehrfach klargestellt, teilte Raschwan mit. Eine Offensive in der Stadt nahe der ägyptischen Grenze, wo etwa 1,5 Millionen Menschen Schutz suchen, würde zu „Massakern, großem Verlust von Menschenleben und umfassender Zerstörung führen“, sagte Raschwan.

Die proiranische Miliz Hisbollah im Libanon hat nach eigenen Angaben heute erneut Dutzende Raketen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert. Die Raketen vom Typ Katjuscha seien auf ein Grenzdorf im Norden Israels abgefeuert worden, erklärte die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz.

Die islamistische Miliz hatte bereits am Vorabend Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Zuvor hatten Rettungskräfte gemeldet, dass bei einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein Haus im Dorf Hanin im Süden des Libanon eine Frau und ein Mädchen getötet worden seien. Die beiden Toten stammten laut den Angaben aus derselben Familie.

Zehntausende aus Grenzgebiet vertrieben

Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gibt es auch fast täglich Gefechte zwischen der vom Iran unterstützten und mit der Hamas verbündeten Hisbollah im Libanon und der israelischen Armee. Zehntausende Menschen wurden auf beiden Seiten der Grenze vertrieben.

Im Libanon wurden dabei nach einer AFP-Zählung seit dem 7. Oktober mindestens 380 Menschen getötet – die meisten von ihnen Hisbollah-Kämpfer, aber auch 72 Zivilisten. Nach israelischen Angaben starben auf der israelischen Seite der Grenze elf Soldaten und acht Zivilisten.

Italiens Senat hat gestern Abend einem umstrittenen Plan der Regierung von Giorgia Meloni zugestimmt, wonach Organisationen, die „Mutterschaft unterstützen“, in Abtreibungskliniken zugelassen werden sollen, um Frauen von Schwangerschaftsabbrüchen abzuhalten.

Der Senat billigte den Gesetzesentwurf, der Abtreibungsgegnern und -gegnerinnen Zutritt zu öffentlich betriebenen Familienberatungsstellen ermöglicht, mit 95 zu 68 Stimmen im Rahmen eines Vertrauensvotums.

Protest der Opposition

Die Abgeordnetenkammer hatte in der vergangenen Woche bereits grünes Licht für den Plan gegeben und damit heftige Kritik der Oppositionsparteien ausgelöst, die das Gesetz als Angriff auf die seit 1978 geltenden Abtreibungsrechte bezeichneten.

Familienberatungsstellen, die Teil des öffentlichen Gesundheitswesens sind, bieten Frauen Unterstützung und Dienstleistungen in den Bereichen sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Mutterschaft, einschließlich medizinischer Beratung.

Melonis Partei behauptet, die neue Bestimmung ziele nur darauf ab, Frauen eine Bedenkzeit zu geben, bevor sie eine endgültige Entscheidung über ihre Schwangerschaft treffen, und greife nicht in ihre Rechte ein.

Ein Gesetz aus dem Jahr 1978 erlaubt Abtreibung in den ersten 90 Tagen der Schwangerschaft. Der Zugang zu Abtreibungen ist in Italien oft schwierig, weil zahlreiche katholische Ärzte in den Krankenhäusern diese ablehnen.

Ukraine-Krieg

In der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben russische Raketen in einem Wohnviertel eingeschlagen. Das teilte Bürgermeister Ihor Terechow über Telegram mit. Informationen über Opfer würden noch geprüft.

Die Ukraine setzte indes nach russischen Angaben mit Drohnen Energieanlagen im Gebiet Smolensk in Brand. Der Gouverneur des russischen Gebiets, Wassili Anochin, sagte heute Früh laut der russischen Nachrichtenagentur TASS: „Unsere Region ist wieder einmal Ziel eines ukrainischen Drohnenangriffs geworden.“

Auch in der russischen Stadt Lipezk wurde ein Drohnenangriff gemeldet. Eine Drohne sei im Industriegebiet abgestürzt, es habe keine Verletzten gegeben, berichtete TASS unter Berufung auf den Gouverneur der Region.

EU

Das EU-Parlament hat den Weg für ein europäisches Lieferkettengesetz zum Schutz der Menschenrechte freigemacht. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte heute in Straßburg für das Vorhaben, wie das Parlament bekannt gab.

Ziel des Vorhabens ist unter anderem, dass Unternehmen künftig vor europäischen Gerichten zur Verantwortung gezogen werden können, wenn sie von Menschenrechtsverstößen in ihren Lieferketten profitieren.

Die EU-Staaten müssen dem Vorhaben ebenfalls noch offiziell zustimmen, das gilt aber als Formsache. Denn Mitte März hatte im Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten eine ausreichende Mehrheit der EU-Staaten ihre Zustimmung signalisiert.

Betroffen von den neuen EU-Regeln sind – vor allem wegen Bedenken unter den EU-Staaten – weniger Unternehmen als ursprünglich vorgesehen. Das Lieferkettengesetz soll nicht mehr für Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten und mindestens 150 Millionen Euro Umsatz gelten. Die Grenze wurde auf 1.000 Beschäftigte und 450 Millionen Euro angehoben. In den ersten Jahren sind beide Schwellen sogar noch höher.

Wirtschaft

Der Betriebsrat der teilstaatlichen A1 Telekom Austria (TA) befürchtet einen deutlichen Stellenabbau bei dem Unternehmen.

Die Gründung eines Konzernkompetenzzentrums in Bulgarien könnte „schmerzhafte Einschnitte“ für den Standort Österreich nach sich ziehen, so die Betriebsräte Alexander Sollak und Gerhard Bayer laut „Kronen Zeitung“. Laut Zeitung dürften 2.000 bis 3.000 von rund 6.500 Stellen auf dem Spiel stehen und könnten nach Bulgarien wandern.

„Es ist zu befürchten, dass Österreich mittelfristig zu einer reinen Vertriebsgesellschaft degradiert wird“, wurde Sollak von der „Krone“ zitiert. Alleine in der IT sollen über 300 von 1.000 Jobs betroffen sein. Zuvor hatten auch die „Kleine Zeitung“ und die „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ über einen Jobabbau bei A1 berichtet.

Personalreduktion in Österreich laut TA Konzernstrategie

Das Unternehmen verwies auf die Konzernstrategie, den Personalstand in Österreich sukzessive zu reduzieren. Seit 2019 habe sich die Anzahl der Vollzeitkräfte von 7.625 auf 6.473 Ende 2023 reduziert, schrieben die Zeitungen. Abgebaut werde „quer über alle Unternehmensbereiche“ und „sozialverträglich“, also via Sozialpläne, Pensionierungen, natürliche Fluktuation und Nichtnachbesetzung.

Der Betriebsrat beraumte nun eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung an, die nächste Woche stattfinden dürfte. Zudem seien am 7. Mai Betriebsversammlungen geplant, heißt es in der „Krone“.

Venedig testet morgen, an einem italienischen Nationalfeiertag, erstmals ein Gebührensystem für Tagestouristen und -touristinnen. Damit hofft die Stadtregierung, den Besucherandrang zu regeln.

Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher und Besucherinnen zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Lagunenstadt wollen. Tagestouristen müssen im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten in die Stadt kontrolliert wird.

Touristen in Venedig
Reuters/Guglielmo Mangiapane

Zudem müssen sie sich auf der von der Gemeinde eingerichteten mehrsprachigen Website Cda.ve.it ihre Eintrittskarte besorgen, die fünf Euro kostet. Gezahlt wird mit Kreditkarte oder Paypal. Das Ticket kann auch in Trafiken erworben werden.

Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: von 25. bis 30. April, von 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli. Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. und 2. Juni), einem weiteren Nationalfeiertag. Wer zu den kleineren Inseln Murano, Burano und Torcello will, braucht kein Ticket.

Bürgermeister verspricht „sehr sanfte Kontrollen“

„Es handelt sich um ein Experiment, das erste weltweit“, sagte der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro. Er verteidigte hartnäckig die umstrittene Maßnahme. „Unser Ziel ist nicht, Geld zu kassieren, sondern zu verhindern, dass die Stadt explodiert. Wir wollen Venedig touristenfreundlicher gestalten, denn es gehört nicht nur den Venezianern, sondern der ganzen Welt“, sagte Brugnaro.

Er versprach „sehr sanfte Kontrollen“, die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen. Es werden mehrere Tore – keine Drehkreuze – aufgestellt, die es ermöglichen, den Großteil der Touristen abzufangen.

Einheimische und in Venedig geborene Personen, Immobilienbesitzer (auch wenn sie nicht in Venedig wohnen), Studierende und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen kein Eintrittsgeld zahlen.

Für Kinder unter 14 Jahren, Behinderte und Begleitpersonen besteht zwar eine Buchungs-, aber keine Zahlungspflicht. Tagestouristen, die ohne QR-Code mit der Eintrittskarte erwischt werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen.

IT

Die USA stellen dem beliebten Onlinenetzwerk TikTok ein Ultimatum: Entweder das Unternehmen löst sich binnen eines Jahres von der chinesischen Mutter ByteDance oder es wird in den USA aus den App-Stores von Apple und Google verbannt.

Nach dem Repräsentantenhaus billigte gestern auch der US-Senat das entsprechende Gesetz. US-Präsident Joe Biden kündigte bereits an, er werde es unterzeichnen.

Die USA werfen ByteDance seit Jahren vor, im Dienste der chinesischen Führung TikTok dafür zu missbrauchen, die Nutzerinnen und Nutzer auszuspionieren.

„Gefahr für unsere Demokratie“

TikTok sei „eine Gefahr für unsere Demokratie“ und ein wichtiges Instrument im Rahmen der hybriden Kriegsführung Chinas und Russlands, sagte kürzlich der Vizevorsitzende des Geheimdienst-Kontrollgremiums des deutschen Bundestags, Roderich Kiesewetter (CDU). Die App werde nicht nur zur Verbreitung von Desinformation genutzt, sondern auch „gezielt zur Spionage und zum Datenabgriff verwendet“.

TikTok weist die Vorwürfe stets zurück. Das Unternehmen bestreitet jegliche Verbindungen zur chinesischen Regierung und versichert, es habe sich so umstrukturiert, dass die Nutzerdaten in den USA blieben.

Auch in EU unter Druck

TikTok steht auch in der EU unter politischem Druck. Im März traten EU-Regeln in Kraft, die darauf abzielen, die Marktmacht von ByteDance und anderer großer Digitalkonzerne wie Amazon, Apple und Meta zu beschränken. Anfang der Woche drohte die EU TikTok wegen möglicher Suchtgefahr für Minderjährige mit einer Blockade der neuen App „TikTok Lite“.

Chronik

Nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes leiden mehr als 300 Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden. Das teilte die deutsche Stadt Stuttgart heute mit. Alle Betroffenen hätten dasselbe Festzelt besucht und danach über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall geklagt. Die Stadt sprach von einem größeren Ausbruchsgeschehen. Der Betreiber des betroffenen Zeltes äußerte sich noch nicht dazu.

Die Symptome sprechen für eine virale Erkrankung, wie die Stadt mitteilte. Es verdichteten sich die Hinweise, dass es sich um das Norovirus handle. Unter den Betroffenen seien sowohl Besucher des Festes als auch Bedienstete des betroffenen Zeltes.

Proben in Labor ausgewertet

Die Lebensmittelüberwachung und das Gesundheitsamt seien sofort nach Eintreffen der ersten Meldungen an Ort und Stelle gewesen und hätten in dem Zelt die Hygiene überprüft und Proben der Lebensmittel genommen. Diese würden derzeit im Labor ausgewertet. Es gehe nun in erster Linie darum, das Ausbruchsgeschehen einzudämmen und die Quelle der Infekte zu finden. Der Schwerpunkt liege auf den zentralen Servicebereichen des Zeltes.

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell – besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Altenheimen und Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

Ein Sprecher des Klinikums Stuttgart sagte, am Wochenende habe es ein leicht erhöhtes Aufkommen von Patientinnen und Patienten mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme gegeben. Von ihnen wisse man vereinzelt, dass sie das Frühlingsfest besucht hätten. Alle Patientinnen und Patienten seien nur ambulant behandelt worden.

Vom Glockenturm des Markusdoms in Venedig, dem Markusturm, sind einige Stahlbetonteile herabgestürzt. Das Material, das auf das Jahr 1902 zurückgeht und für die damalige Zeit als revolutionär galt, wurde bei der Rekonstruktion des inneren Rahmens der Turmspitze verwendet, berichtete die Tageszeitung „Il Gazzettino“ heute. Der für die Sicherheit des Doms zuständige Architekt Mario Piana schloss eine unmittelbare oder mittelfristige Gefahr jedoch aus.

„Wir wollen jedoch alle notwendigen Informationen sammeln, um Konsolidierungsmaßnahmen zu planen, die den zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwendeten Stahlbeton für weitere 100 Jahre sichern sollen“, sagte Piana.

Eine Untersuchung des Zustands der Turmspitze wurde angeordnet. Kontrolliert werden auch die Fundamente des Glockenturms, die bereits vor einem Dutzend Jahren mit Titaneinlagen verstärkt wurden. Der Markusdom ist ein Wahrzeichen Venedigs und war das zentrale Staatsheiligtum der Republik Venedig bis zu ihrem Ende 1797. Er ist seit 1807 die Kathedrale des Patriarchen von Venedig.

Mindestens zwei entlaufene Pferde sind heute Früh durch die Londoner Innenstadt galoppiert. Auf Bildern war zu sehen, wie ein dunkles und ein weißes Pferd mit Sattel und Zaumzeug, aber ohne Reiter durch eine Straße im Londoner West End liefen.

Zwei entlaufene Pferde galoppieren in der Londoner Innenstadt
AP/PA/Jordan Pettitt

Auf einem Foto war zu sehen, wie eines der Tiere mit einem Taxi zusammenstieß. Ein schwarzer Geländewagen mit Blaulicht folgte den Tieren der Nachrichtenagentur PA zufolge.

Vier Menschen verletzt

Später berichtete die BBC unter Berufung auf das britische Militär und die Polizei, die Tiere seien wieder eingefangen worden. Dem Londoner Rettungsdienst zufolge erlitten vier Menschen Verletzungen.

Dem BBC-Bericht zufolge handelte es sich um Pferde des britischen Militärs. Mindestens ein Reiter sei nahe dem Buckingham-Palast abgeworfen worden, bevor die Pferde durch die Innenstadt irrten und dabei allerlei Chaos verursachten.

Nach einem teilweisen Stromausfall im zerstörten japanischen Atomkraftwerk Fukushima I hat der Betreiber die Ableitung des Kühlwassers ausgesetzt. Das Kühlsystem für die Reaktoren sei nicht betroffen, teilte die Betreiberfirma TEPCO heute mit. Bei der Messung von Radioaktivität sei kein „wesentlicher Unterschied“ festgestellt worden.

Der Stromausfall in einem Teil des Systems sei gegen 11.00 Uhr (Ortszeit) aufgetreten. Zur gleichen Zeit sei die Ableitung des Kühlwassers ausgesetzt worden. Die Suche nach den Ursachen und einer möglichen Verbindung zwischen beiden Vorfällen sei im Gange.

TEPCO meldete zudem, dass ein Arbeiter am Kraftwerk nach einem Arbeitsunfall ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Stromausfall wurde nicht erwähnt. Der Mann sei keiner radioaktiven Strahlung ausgesetzt gewesen.

Zwölf Jahre nach dem verheerenden Tsunami, der das AKW stark beschädigt hatte, hatte TEPCO im August 2023 damit begonnen, einen Teil des ehemaligen Kühlwassers ins Meer zu leiten. Dafür wird das radioaktive Wasser in mehreren Schritten aufbereitet, gefiltert und verdünnt. Weil die Speicherkapazitäten für das Wasser in der Anlage nicht ausreichen, sollen über Jahrzehnte insgesamt mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter ins Meer geleitet werden.

Science

Vier Speere, die der britische Entdecker James Cook bei seinem ersten Kontakt mit Ureinwohnern Australiens erbeutet hat, sind nach mehr als 250 Jahren wieder im Besitz der Aborigines.

Die Waffen wurden gestern im Rahmen einer Zeremonie am Trinity College in Cambridge an ihre rechtmäßigen Eigentümer – die Aborigine-Gemeinde von La Perouse bei Sydney – zurückgegeben, wie die Zeitung „Sydney Morning Herald“ berichtete.

Cook und seine Mannschaft hatten die Gweagal-Speere 1770 ohne Erlaubnis mitgenommen, nachdem sie mit ihrem Schiff „Endeavour“ in der Botany Bay im heutigen Sydney gelandet waren. Dort waren sie auf das indigene Gweagal-Volk getroffen.

Noch vier Exemplare erhalten

Von ursprünglich 40 Speeren sind heute nur noch vier erhalten: ein Jagdspeer und drei Angelspeere. Seit dem frühen 20. Jahrhundert wurden sie im Museum für Archäologie und Anthropologie der Universität Cambridge aufbewahrt.

Detail eines Speeres
AP/Cambridge University/Jenny Magee

Sechs Mitglieder der Aborigines-Gemeinschaft von La Perouse reisten eigens nach Großbritannien, um die Artefakte entgegenzunehmen. Alle sind direkte Nachkommen der Männer, die sich damals Cook und seiner Crew entgegenstellten.

Ray Ingrey von der indigenen Gujaga Foundation sagte, die Speere verkörperten wahrscheinlich den ersten Kontakt zwischen Europa und speziell Großbritannien mit den australischen Ureinwohnern. Ihre Rückgabe sei ein bedeutsames Ereignis. Die Speere sollen künftig in einem Besucherzentrum an der Botany Bay ausgestellt werden, das noch gebaut wird.

Kultur

Ihre Karriere umspannt mehr als sechs Jahrzehnte und mehr als 70 Rollen, durch Filmklassiker wie „Das Appartement“ und „Das Mädchen Irma La Douce“ ist sie zur Hollywood-Legende geworden: Heute begeht Shirley MacLaine ihren 90. Geburtstag. Die Schauspielerin, Tänzerin und Buchautorin mehrte über die Jahrzehnte aber nicht nur ihren Ruhm, sondern eckte mit ihrer unangepassten und ungeschminkten Art immer wieder auch an.

Hollywoodlegende Shirley MacLaine
AP

So erwarb sich MacLaine einen Ruf als „Enfant terrible“ Hollywoods, weil sie als charakterstarke Frau vor Konfrontationen im harten und männerdominierten Filmbusiness nicht zurückschreckte. Für Befremden und Spott sorgte sie aber auch mit ihrer esoterischen Weltsicht, in der UFOs sowie der Glaube an Wiedergeburten einen festen Platz haben.

Oscar-Gewinn: „Ich verdiene das“

In Hollywood war MacLaine vielen unbequem. Der Regisseur Don Siegel, mit dem sie den Western „Ein Fressen für die Geier“ (1970) drehte, beschrieb sie als „zu unfeminin“ und „sehr, sehr hart“. In derselben Zeit verklagte MacLaine erfolgreich 20th Century Fox, weil die Produktionsfirma einen anderen Film, für den sie vorgesehen war, abgesagt hatte.

James L. Brooks, Shirley MacLaine und Jack Nicholson
AP/Reed Saxon

Ihren einzigen Oscar holte MacLaine 1984 für ihre Hauptrolle in „Zeit der Zärtlichkeit“, wo sie eine dominante und übergriffige Mutter verkörperte, die ihrer einzigen Tochter das Leben schwer macht. Bei der Preisverleihung wurde sie ihrem Ruf als Nonkonformistin gerecht, als sie – abweichend von üblichen Bescheidenheitsfloskeln und zur Verblüffung des Publikums – konstatierte: „Ich verdiene das.“

Bücher über UFO-Schilderungen

Viele Jahre später gewann MacLaine dann neue Fans für ihre Rolle als millionenschwere Witwe in der populären britischen Serie „Downton Abbey“ (2012–2013). Derzeit ist sie mit „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage in der Tragikomödie „American Dreamer“ zu sehen, als reiche Witwe mit einer großen Villa, die einem unterbezahlten Professor einen Deal anbietet, bei ihr einzuziehen und das Haus zu erben.

Hollywoodlegende Shirley MacLaine
AP/Invision/John Shearer

Durch ihre esoterischen Ansichten sehen manche ihren Ruhm als Schauspielerin jedoch überschattet. Sie selbst sagte im Jahr 2000 in einem Interview, sie hole sich „einen großen Kick daraus, dass Leute mich für eine Spinnerin halten“. In einigen ihrer rund 15 Bücher schildert sie ausführlich ihre Sichtungen von UFOs und ihre früheren Leben – unter anderem als Kriegerin im Mittelalter, als Geisha in Japan und als von Elefanten aufgezogenes Waisenkind.