Inland

Dem von der ÖVP eingesetzten U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ steht heute überraschend doch eine Auskunftsperson zur Verfügung – derzeit wird Ex-BVT-Chef Peter Gridling befragt.

Fragen zu Otts Suspendierung

Verfahrensrichterin Christa Edwards fragte Gridling eingangs zur wieder aufgehobenen Suspendierung des Ex-BVT-Mitarbeiters Egisto Ott. Gridling verwies auf den ursprünglichen Hergang, wonach ein Verdacht nötig sei, um eine Anzeige zu erstatten. Das sei auch passiert, als Ott Dokumente von dienstlichen auf private Accounts geschickt habe. Da habe er die Anzeige angestoßen, so Gridling, damit sei seine Aufgabe als Dienststellenleiter „abgeschlossen“ gewesen.

„Haben keine Information über Ermittlungen haben können“

Wieso die folgenden Ermittlungen dann ohne Konsequenz blieben, müsse man die Ermittler fragen, so Gridling. Das Bundesverwaltungsgericht habe aber auf ungenügende Grundlagen verwiesen, so Edwards, die Ermittlungen seien wieder aufgehoben worden. „Man hat keine Information über die Ermittlungen haben können“, so Gridling in Bezug auf das BVT. Diese sei im Innenministerium gelegen.

Peter Gridling im Rahmen des U-Ausschusses zum „Rot-Blauen Machtmissbrauch“
ORF/Lukas Krummholz

FPÖ-Obmann Herbert Kickl hatte bei seiner Befragung im April angegeben, dass der bei Amtsantritt von Gridling keine Information über den „Problemfall Ott“ bekommen habe. Die Suspendierung sei nicht in die Zeit gefallen, als Kickl Innenminister gewesen sei, so Gridling. Der vorangegangene Minister sei über den Fall informiert gewesen, sagte er auf FPÖ-Fragen. Wann er mit Kickl das erste Mal „face to face“ gesprochen habe, könne er zeitlich nicht mehr festmachen, so Gridling.

„Stichprobenkontrolle“ bei Datenabfragen

SPÖ-Mandatar Reinhold Einwallner fragte Gridling nach Datenabfragen im BVT. Man habe stichprobenartig Kontrollen durchgeführt. Ob Ott jemals eine der Personen war, die stichprobenartig überprüft worden seien, wisse er nicht, so Gridling. Ob im Zuge der Hausdurchsuchung im Februar 2018 Datenabflüsse bemerkt wurden, konnte Gridling nicht festmachen. Klar sei nur, die Beamten hätten damals „wahllos Dinge mitgenommen“.

Wieso das BVT nicht bemerkt habe, dass Ott illegale Datenabfragen tätigte, interessierte die FPÖ-Mandatar Thomas Spalt. „Wir hatten keinen Einfluss, welche Personen bei den Stichproben ausgeworfen wurden“, zudem habe es damals keinen Verdacht gegen Ott gegeben, so Gridling.

Den Verdacht allerdings, dass Ott schon davor, konkret im Jahr 2015, auffällig geworden sei, wie von NEOS-Mandatar Yannick Shetty in seiner Befragung aufgebracht, bestätigte Gridling als „Hinweise“, die es gegeben habe. Details könne er aber nicht medienöffentlich nennen. Jedoch: „Diese Vorwürfe waren nicht haltbar. Wenn sie haltbar gewesen wären, hätte es ein Verfahren gegeben wie 2017“, so Gridling.

„Vorsichtige“ Weitergabe von Infos an Innenministerium

Die Information aus dem BVT an das Innenministeriumskabinett sei „immer mit der nötigen Vorsicht gemacht“ worden, es habe stets bewertet werden müssen, wie Informationen übermittelt werden. Ob es vom damaligen Innenministerium-Generalsekretär Peter Goldgruber Anfragen gab, die seitens der BVT abgelehnt worden seien? Diese habe es gegeben, so Gridling, etwa bei der Frage, nach den verdeckten Ermittlern, die bei Verbindungen (also konkret Burschenschaften) eingesetzt waren.

„Von ÖVP im Stich gelassen gefühlt“

„Man habe gewusst, wenn die FPÖ das Innenministerium innehat, dann ist das eine schwierige Zeit für den Staatsschutz“, so Gridling. Man habe in dieser Zeit „wenig Unterstützung aus der ÖVP“ gehabt, man habe sich „von der ÖVP im Stich gelassen gefühlt“, so Gridling.

Grünen-Fraktionsführer Markus Koza fragte Gridling zur Zeit der Übernahme des Innenministeriums durch FPÖ-Innenminister Kickl. Der Beamtenschaft seien „Umfärbungen nicht unbekannt“. Von seiner Suspendierung sei er „sehr betroffen gewesen“, so Gridling. Er wäre auch nicht erstaunt gewesen, wenn zwei Wochen danach ein neuer BVT-Direktor präsentiert worden wäre, so Gridling. Dazu ist es aber nicht gekommen.

Absagen überschatten Ausschussfinale

Für eine Befragung abgesagt hatte bereits gestern der ehemalige Sicherheitschef von Ex-Kanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Hanger sprach heute in einem Statement davon, dass die „blaue Flucht vor dem Ausschuss anhält“. Zuvor hatte auch Kickl abgesagt sowie der Chef der Werbeagentur signs – bei den beiden sei es um Treuhandverträge bezüglich der Werbeagentur gegangen. Hanger sagte, man wolle einen Antrag auf polizeiliche Vorführung des signs-Geschäftsführers einbringen.

Das würde den Ersatztermin am 23. Mai betreffen, der signs-Chef habe bereits zwei Ladungen nicht Folge geleistet. „Das können wir uns nicht bieten lassen“, so Hanger. Für eine neue Ladung Kickls ist Einvernehmen unter den Fraktionen nötig. FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker sagte bereits, dass man hierbei nicht mitgehen werde.

Die Bundesregierung hat heute im Kanzleramt mit einem Festakt der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa gedacht. In ihren Reden erinnerten Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) an die damaligen Geschehnisse und spannten den Bogen in die Gegenwart zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie zum Nahost-Konflikt. Beide mahnten „niemals zu vergessen“ und die Demokratie zu verteidigen.

Aus dem „niemals vergessen“, müsse ein „niemals wieder machen“ resultieren, so Nehammer. „Warum das so notwendig ist, sieht man in Zeiten gerade wie jetzt“, so der Kanzler mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der „das Unrecht des Kriegsführens auf europäischen Boden“ zurückgebracht habe.

Nehammer und Kogler verurteilen Angriff auf Israel

Ein „klares Wort“ fand Nehammer auch zum Krieg im Nahen Osten: „Es ist unsere Aufgabe“ an der „Seite Israels zu stehen“, der Angriff der Hamas am 7. Oktober sei „Terror“ gewesen, so Nehammer.

„Der Terror setzt sich bis heute fort, während wir hier die Feierstunde abhalten, werden immer noch Geiseln aus Israel von der Terrororganisation Hamas gefangen gehalten“, so unterdessen Vizekanzler Kogler. „Das Selbstverteidigungsrecht Israels ist vollkommen unbestreitbar.“

Der Appell „nie wieder“ müsse mit Leben gefüllt werden, so Kogler. „Sonst ist das ein Placebo von der Sonntagsrede, es muss auch Werktags gelten und es muss wirken als Medikament, sonst haben wir auch etwas falsch gemacht.“

Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny hat bei einer Pressekonferenz heute erste Mitstreiterinnen und Mitstreiter präsentiert. „Alles Menschen mit Zivilberufen, die Bock haben, sich einzubringen, mitzumachen und anzupacken“, so Wlazny.

Bekannte Namen finden sich nicht darunter, was daran liege, dass man nicht auf „arrivierte“ Politiker setze. Konkrete Inhalte blieb Wlazny weiter schuldig und bat um Verständnis, dass man am „Menü“ genannten Parteiprogramm erst arbeite.

Dafür suche man den Austausch mit Fachleuten und diskutiere an Stammtischen, so Wlazny. Derzeit arbeite man daran, parlamentsfit zu werden.

Das „Menü“ soll im Laufe der Kampagne „nach und nach ausgerollt“ werden. Bis dato habe man knapp 10.000 Mitglieder und Unterstützer bzw. rund 55 Prozent des Finanzierungsziels erreicht.

Vorgestellt wurde etwa die Juristin Viktoria Müllner, die auf Datenschutz und IT-Recht spezialisiert ist. Für die Anliegen der Klein- und Mittelunternehmen will sich Thomas Schuster, Unternehmer aus dem Weinviertel, starkmachen. Für den Gesundheitsbereich soll der Mediziner Heinrich Leskowschek, Mediziner im Krankenhaus Leoben, zuständig sein.

Ausland

In Rafah im südlichen Gazastreifen gehen die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Hamas weiter. Die Hamas teilte heute mit, ihre Kämpfer lieferten israelischen Truppen Gefechte in östlichen Randbezirken. Anrainerinnen und Anrainer bestätigten, dass die Kämpfe noch immer in den Außenbezirken der Stadt tobten, die als letzte Bastion der Hamas im Gazastreifen gilt.

Das israelische Militär teilte mit, es habe Tunnel und andere militärische Einrichtungen zerstört. Bei Gefechten seien eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet und im ganzen Gazastreifen mehr als 100 Ziele aus der Luft angegriffen worden. In „bestimmten Gebieten“ im Osten Rafahs gebe es „präzise“ Angriffe, teilte die Armee weiter mit.

Angesichts der dramatischen Lage der Bevölkerung appellierte der Bürgermeister von Rafah, Ahmed al-Sofi, an die internationale Gemeinschaft einzugreifen. „Die Straßen der Stadt hallen wider von den Schreien unschuldiger Menschen, die ihr Leben verloren haben, von Familien, die auseinandergerissen wurden, und vom Lärm von Häusern, die in Schutt und Asche stürzen. Wir stehen am Rande einer humanitären Katastrophe noch nie da gewesenen Ausmaßes“, sagte er.

Wichtiger Grenzübergang geöffnet

Unterdessen wurde der wichtige Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen, Kerem Schalom, nach mehrtägiger Schließung wieder geöffnet. Er war am Sonntag nach einem Raketenangriff der Hamas für humanitäre Transporte geschlossen worden.

Trotz eines weiteren Raketenangriffs aus dem Gazastreifen seien nun wieder Lastwagen aus Ägypten mit humanitärer Hilfe am Übergang eingetroffen, teilte die israelische Armee mit.

Nach einer gründlichen Sicherheitsinspektion werde die Ausrüstung auf die Gaza-Seite des Grenzübergangs gebracht, so die Armee. Um wie viele Lastwagen es gehe, wurde nicht gesagt. Zudem würden Hilfsgüter auch über den Erez-Kontrollpunkt im Norden in das Küstengebiet gelangen.

Nordkoreas ehemaliger Propagandaminister Kim Ki Nam ist im Alter von 94 Jahren gestorben, berichteten heute staatliche Medien. Er sei an Altersschwäche und einer „multiplen Organfehlfunktion“ gestorben, wegen der er seit 2022 in Behandlung gewesen sei, so KCNA.

Er hatte jahrzehntelang die Propagandaarbeit in dem totalitären Staat geleitet und einen Personenkult um die herrschende Kim-Dynastie aufgebaut. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un nahm heute an seiner Beerdigung teil und würdigte den „altgedienten Revolutionär, der dem Regime grenzenlos treu geblieben war“, so der Bericht weiter.

Kim Ki-Nam im Jahr 2009
IMAGO/ZUMA Press

Südkorea zieht Vergleich mit Goebbels

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap verglich ihn mit dem deutschen Propagandachef Joseph Goebbels, der für seine Strategie „Wiederhole eine Lüge oft genug, und sie wird zur Wahrheit“ bekannt war.

Kim Ki Nam hatte keine Blutsverwandtschaft mit dem herrschenden Patriarchat, er trug denselben Familiennamen, der zu den häufigsten in Nord- und Südkorea gehört.

Er wurde 1966 zum stellvertretenden Leiter der Abteilung für Propaganda und Agitation in Pjöngjang ernannt, wo er eng mit Kim Jong Il zusammenarbeitete, dem Vorgänger und Vater des derzeitigen Machthabers Kim Jong Un. Später stieg Kim Ki Nam zum Leiter dieser Abteilung auf. In mehreren Medienberichten wurden die beiden als „Trinkfreunde“ bezeichnet.

Laut der Website North Korea Leadership Watch übte Kim Ki Nam einen enormen Einfluss „auf die Presse, Medien, schönen Künste und das Verlagswesen des Landes“ aus. Auch habe er eine führende Rolle gespielt, wenn es um die Billigung oder die Autorschaft von Essays, Slogans und anderen Medienprodukten ging, um die Erbfolge der Herrscherfamilie zu stützen.

Ukraine-Krieg

Russland hat nach Kiewer Angaben das Energiesystem der Ukraine erneut aus der Luft beschossen. In der Nacht auf heute seien Anlagen zur Stromerzeugung und Stromverteilung in sechs Regionen angegriffen worden, teilte Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook mit. Er nannte die Regionen Poltawa, Kirowohrad, Saporischschja, Lwiw, Iwano-Frankiwsk und Winnyzja.

An der Behebung der Schäden wird bereits gearbeitet. Das genaue Ausmaß werde noch ermittelt. „Der Feind möchte uns die Fähigkeit nehmen, Strom in ausreichender Menge zu erzeugen und zu übertragen“, schrieb der Minister. Er rief die Bevölkerung zum Stromsparen auf, das sei ein „Beitrag zum Sieg“.

Auch Verletzte gemeldet

Der nächtliche Luftalarm in weiten Teilen der Ukraine begann, als russische Kampfdrohnen im Anflug waren. Danach kamen Raketen zum Einsatz. Eine davon zielte nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte auf Kiew.

Später hieß es von der Militärkommandantur der Hauptstadt, alle anfliegenden Objekte seien abgefangen worden. Im Vorort Browary geriet ein nicht näher bezeichnetes Objekt der zivilen Infrastruktur in Brand, wie Bürgermeister Ihor Saposchko mitteilte. Ein Mann und eine Frau seien verletzt worden.

Auf den Westen der Ukraine wurde nach Luftstreitkräfteangaben eine Hyperschallrakete abgefeuert. Russland beschießt in seinem seit mehr als zwei Jahren währenden Angriffskrieg fast jede Nacht Ziele im ukrainischen Hinterland. Dabei versucht Moskau, nicht nur militärische Ziele zu treffen, sondern auch das Energiesystem der Ukraine auszuschalten. Auch rein zivile Ziele werden immer wieder getroffen.

Umwelt & Klima

Der April war der elfte Monat in Folge, der wärmer als alle seine gemessenen Vorjahresmonate war. Er war zudem der erste aufgezeichnete April mit einer globalen Durchschnittstemperatur von über 15 Grad, geht aus Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervor.

Nach Aussagen von Copernicus-Direktor Carlo Buontempo wird die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen „die globale Temperatur weiter in Richtung neuer Rekordwerte treiben“.

Europa erhitzt sich am schnellsten

Die Lufttemperatur an der Oberfläche lag im April bei durchschnittlich 15,03 Grad und damit 0,67 Grad höher als im April-Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, teilte der Dienst heute mit.

In Europa war der April sogar 1,49 Grad wärmer als im Vergleichszeitraum. Europa erhitzt sich von allen Kontinenten nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) am schnellsten.

Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der Monat global 1,58 Grad wärmer. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (Mai 2023 bis April 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,61 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

Das heißt aber noch nicht, dass das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperaturtrend der vergangenen 30 Jahre fortsetzen, werde das im Jahr 2033 geschehen, schrieb Copernicus kürzlich.

Wirtschaft

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat die geplante Übernahme von 24,1 Prozent der Anteile am österreichischen Baukonzern STRABAG abgeblasen. Die STRABAG-Beteiligung gehörte früher dem russischen Milliardär Oleg Deripaska, der wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sanktioniert wurde.

Die RBI wollte dieses Aktienpaket übernehmen und so ihr in Russland eingefrorenes Vermögen nach Österreich holen. Nun ließ die RBI den Deal wegen des Sanktionsrisikos platzen. „Im jüngsten Austausch mit den relevanten Behörden konnte die Raiffeisen Bank International AG (RBI) nicht den erforderlichen Komfort erhalten, um die geplante Transaktion durchzuführen“, teilte die RBI heute mit.

RBI-Chef Johann Strobl hatte bereits vor einer Woche angekündigt, den Übernahmeplan aufzugeben, falls damit ein Sanktionsrisiko verbunden wäre.

Die Zahl der Firmenpleiten ist heuer im ersten Quartal auf den höchsten Wert seit 2019 gestiegen, dem Beginn der Insolvenzstatistik der Statistik Austria. Mit 1.718 Firmeninsolvenzen gab es im ersten Vierteljahr 2024 um rund 30 Prozent mehr Fälle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und um rund ein Fünftel mehr als im Vorquartal, wie vorläufige Daten der Behörde zeigen.

Besonders betroffen war demnach der Dienstleistungsbereich, gefolgt von der Baubranche und dem Handel.

Vergleicht man die Branchen, gab es im ersten Quartal 2024 die meisten Insolvenzen bei den Finanz- und sonstigen Dienstleistungen (397), im Bau (330), im Handel (298) sowie in der Beherbergung und Gastronomie (242), wobei die Zahl der Insolvenzen grundsätzlich stark von der Anzahl der in den einzelnen Wirtschaftsbereichen aktiven Unternehmen abhängig sei, so die Statistik Austria.

Vergleichsweise wenige Insolvenzfälle wiesen die Bereiche Information und Kommunikation (62) sowie Sachgütererzeugung (108) auf. Gleichzeitig haben die Absichten, ein Unternehmen zu gründen, abgenommen.

Angesichts sinkender Arbeitszeiten und Produktivität müsse das Arbeitsvolumen nicht gesenkt, sondern erhöht werden, so der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill. Kritik übte er an den Vorstellungen von SPÖ-Chef Andreas Babler: Dieser sei ein „Märchenonkel“.

Wer freiwillig nur in Teilzeit arbeitet, soll höhere Beiträge zum Sozialsystem leisten. Es gehe dabei um die Pensionen, das Krankenversicherungssystem, die Arbeitslosenversicherung und um die oft geringere Steuerleistung aufgrund der Steuerprogression, sagte Knill heute bei einer Pressekonferenz in Wien.

„Von den vier Millionen unselbstständig Beschäftigten in Österreich arbeiten 30 Prozent Teilzeit“, so Knill. Davon seien 60 Prozent Frauen. Gleichzeitig würden die Kosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege steigen. Wer wie SPÖ-Chef Babler sage, man könne sich diesen Wohlfahrtsstaat mit weniger Arbeit leisten, sei ein „Märchenonkel“, sagte Knill.

Knill fordert halbe Stunde Arbeit mehr am Tag

Laut einer von der IV beauftragten Studie des industrienahen Instituts EcoAustria würde eine halbe Stunde Arbeit mehr am Tag in Österreich zu einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent pro Jahr führen. Allein mit dieser Maßnahme könnte man das Wirtschaftswachstum in Österreich verdoppeln, hieß es. Die jährlichen Abgaben würden um zwei Milliarden Euro steigen, so Knill.

Ein Konsortium der Baukonzerne Porr und STRABAG übernimmt das Österreich-Kerngeschäft des heimischen Krankenhausbetreibers und Gesundheitsdienstleisters Vamed für 90 Millionen Euro.

Übernommen werden Anteile an mehreren Thermen in Österreich (u. a. Therme Wien, Geinberg, St. Martins), die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) und das österreichische Vamed-Projektgeschäft, wie das Unternehmen heute in einer Aussendung mitteilte.

Der Krankenhausdienstleistungsbereich (Umsatzanteil 30 Prozent) wird an den Vamed-Mehrheitseigentümer Fresenius übertragen. Das internationale Projektgeschäft soll „schrittweise und geordnet zurückgeführt“ werden. Dieser Prozess soll bis 2026 „weitgehend abgeschlossen sein“. Die laufenden Projektverträge werden erfüllt.

Auf das internationale Projektgeschäft entfielen zuletzt rund 15 Prozent des Vamed-Umsatzes. „Für die betroffenen Mitarbeiter streben wir sozialverträgliche Lösungen an“, so Vamed-Chef Klaus Schuster. Insgesamt hatte Vamed laut Fresenius-Geschäftsbericht zuletzt etwas über 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

BMW-Chef Oliver Zipse warnt vor unerwünschten Nebeneffekten bei der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Autos in der Europäischen Union. Sollte es tatsächlich zu den Anti-Dumping-Zöllen kommen, werde das der europäischen Industrie viel mehr schaden als umgekehrt.

„Wenn man sieht, dass mehr als die Hälfte der Importe von China nach Europa von nicht chinesischen Herstellern, nämlich von deutschen Herstellern kommen, dann sehen Sie, wie schnell man sich da ins Knie schießen kann“, sagte Zipse.

BMW importiert aus China etwa die elektrische Version des Mini sowie den iX3 nach Europa, Volkswagen produziert etwa den Cupra-Elektro-SUV Tavascan in der Volksrepublik für den Weltmarkt.

Von der Leyen: „Schützen unsere Industrie“

Die EU-Kommission prüft derzeit Zölle auf Elektroautos aus China. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte heute erneut einen harten Kurs gegen den Import subventionierter E-Autos aus China an.

„Ja, wir mögen fairen Wettbewerb“, sagte von der Leyen. „Was wir nicht mögen, ist, wenn China mit massiv subventionierten Elektroautos unseren Markt schwemmt“, sagte sie. „Und dagegen müssen wir angehen, wir schützen unsere Industrie.“

Chronik

Ein Flieger des Logistikkonzerns FedEx musste türkischen Medien zufolge am Istanbuler Flughafen auf dem Rumpf landen. Grund sei ein Problem mit dem Fahrwerk der Maschine gewesen, berichtete etwa der staatliche Sender TRT heute. Bei der Maschine habe es sich um eine Boeing 763 gehandelt. Es sei niemand verletzt worden.

Auf einem von der Nachrichtenagentur DHA verbreiteten Video war zu sehen, wie die Boeing aufsetzt und dann über die Landebahn schlittert. Das Cargo-Flugzeug war dem Bericht zufolge in Paris gestartet. Der Fehler wurde offenbar bereits vor der Landung festgestellt, der Flieger habe beim Kontrollturm die Landung mit dem Rumpf beantragt.

In Istanbul auf dem Rumpf gelandete Boeing des Logistikkonzerns FedEx
Reuters/Umit Bektas

Rettungsdienst und Feuerwehr seien daraufhin zur Landebahn entsandt worden. Einsatzkräfte waren am Morgen weiterhin damit beschäftigt, das Flugzeug von der Landebahn zu schaffen. Es habe einen Hydraulikfehler am Fahrwerk gegeben, zitiert TRT das türkische Verkehrsministerium, das sich auf die Aussage eines Piloten bezog.

Der Vorfall nun steht in einer Reihe mit weiteren Pannen bei Boeing-Maschinen. Der Konzern steckt schon seit den Abstürzen zweier 737-Max-Jets mit 346 Toten vor mehr als fünf Jahren in einer Dauerkrise.

Kultur

Die Science-Fiction-Saga „Blade Runner“ soll als Streamingserie neu aufgelegt werden. Die Pläne von Amazon Prime Video für die Miniserie mit dem Titel „Blade Runner 2099“ wurden schon im Herbst 2022 bekannt, ohne jedoch Darsteller zu benennen.

Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh (61) soll eine wichtige Rolle bekleiden, wie die US-Branchenblätter „Variety“ und „Hollywood Reporter“ gestern (Ortszeit) berichteten.

Michelle Yeoh
IMAGO/ABACAPRESS/Dnphotography

Yeoh schrieb 2023 Oscar-Geschichte, als die in Malaysia geborene Schauspielerin als erste Asiatin überhaupt zur besten Hauptdarstellerin gekürt wurde. Die Trophäe verdiente sie sich mit ihrem Auftritt in der Action-Komödie „Everything Everywhere All at Once“.

In den 80er Jahren hatte sie Actionfilme in Hongkong gedreht, später machte sie als Bond-Girl („Der Morgen stirbt nie“) und als Schwertkämpferin in „Tiger & Dragon“ Furore.

Der Kinoklassiker „Blade Runner“ (1982) von Regisseur Ridley Scott erzählt von einer apokalyptischen Welt in damals noch ferner Zukunft – im Jahr 2019. Als durch künstlich geschaffene Replikanten Gefahr droht, wird der ehemalige Blade Runner Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, eingesetzt. 2017 brachte Regisseur Denis Villeneuve „Blade Runner 2049“ in die Kinos – mit Ryan Gosling und Ford in den Hauptrollen.

Der Titel der nun geplanten Serie legt nahe, dass sie im Jahr 2099 spielt. Scott (86) ist als ausführender Produzent an Bord, Silka Luisa („Shining Girls“) als Drehbuchautorin und Showrunnerin. Bei den ersten beiden Folgen führt der Brite Jonathan van Tulleken („Shogun“) Regie.