Inland

Der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat (UPTS) im Bundeskanzleramt hat Strafen gegen ÖVP, SPÖ und Grüne verhängt. Die ÖVP muss wegen nicht oder zu spät gemeldeter Parteispenden Geldbußen in Höhe von insgesamt 35.400 Euro zahlen.

Die SPÖ erhält für unzulässige Parteispenden und zu spät gemeldete Zuwendungen Strafen von 53.100 Euro aufgebrummt. Und auch die Grünen bekommen ihre erste Strafe für eine unzulässige Parteispende. Sie müssen 13.600 Euro an Geldbußen zahlen.

SPÖ erhält Strafe wegen Spende via Grazer Klubmagazin

Die höchste Strafe in Höhe von 37.500 Euro ergeht an die SPÖ wegen einer unzulässigen Parteispende an die Grazer SPÖ vom Grazer Gemeinderatsklub über das von diesem finanzierte Magazin „4U“ im Jahr 2021. Wie der Rechnungshof analysiert hatte, hatten sich die Inhalte der Zeitung vor der Grazer Gemeinderatswahl am 26. September 2021 auffällig zu Inhalten, die der Partei und nicht dem Klub zuzurechnen waren, verschoben.

ÖVP meldete Ausgaben der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend nicht

Die ÖVP hat laut dem Spruch des UPTS gegen das Parteiengesetz verstoßen, weil sie Einnahmen und Ausgaben der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend nicht im Rechenschaftsbericht ausgewiesen hat. Für den Parteien-Senat bestehen wie für den Rechnungshof keine Zweifel, dass die Landjugend ein Zweigverein des Tiroler Bauernbunds und damit der ÖVP ist. Damit müssen Einnahmen und Ausgaben gemäß Parteiengesetz dem Rechnungshof gemeldet werden. Zur Strafe wurde eine Geldbuße in Höhe von 15.000 Euro verhängt.

ÖVP-Generalsekretärs Christian Stocker erklärte dazu schriftlich, dass man bei den vom UPTS beanstandeten Sachverhalten die „abweichende Rechtsauffassung“ zur Kenntnis nehme. Man werde aber die Rechtsfrage zur weiteren Klärung dem Bundesverwaltungsgericht vorlegen. Erfreut sei man, dass der UPTS der ÖVP in mehreren Punkten recht gegeben habe.

Strafe für Grüne wegen zinslosen Darlehens

Auch die Grünen bekommen erstmals eine Strafe für eine unzulässige Parteispende. Konkret geht es um Mittel des grünen Parlamentsklubs, die nach dem Rausfliegen aus dem Nationalrat im Jahr 2017 von der grünen Bundespartei genutzt wurden. Zwar wurden die Gelder 2020 wieder zurückgezahlt – allerdings ohne Zinsen.

Nach dem Untersuchungsausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ leidet nun auch jener zur COFAG unter Zeugenschwund. Von 13 Personen haben laut einer Ladungsliste acht für die letzten zwei regulären Ausschusstage am 24. und 25. April fix abgesagt, darunter neben Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer der ehemalige ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel sowie die Unternehmer Stefan Pierer und Siegfried Wolf. Offen ist, ob Rene Benko erscheinen wird.

Kogler kommt fix

Eine von nur zwei Personen, die definitiv zugesagt haben, ist Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Er kann am Mittwochnachmittag befragt werden. Die zweite Zusage stammt von einem Spitzenbeamten aus dem Finanzministerium. Er steht den Abgeordneten am Donnerstag für Fragen zur Verfügung.

Noch nicht auf der der APA vorliegenden Ladeliste steht Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), den NEOS für Donnerstag laden will. Ein entsprechender Antrag wurde gestern bei einer Geschäftsordnungssitzung beschlossen, noch gibt es keine Rückmeldung von Brunner.

Bei drei weiteren möglichen Auskunftspersonen gibt es ebenfalls noch keine Zu- oder Absage. Darunter ist auch Benko, der eigentlich schon im März hätte aussagen sollen, dann aber verhindert war. Anschließend hatte er versichert, Anfang April vor dem U-Ausschuss zu erscheinen, sagte schließlich aber kurzfristig ab.

Beugestrafen für Nichterscheinen

Eine nicht erschienene Auskunftsperson aus dem U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ hat bereits eine Beugestrafe von 3.000 Euro bekommen, wie die APA erfuhr. Dieser Ausschuss hatte vor allem zu Beginn unter einer Absagenflut gelitten, ein Sitzungstag fand ohne Befragungen statt.

Beim von SPÖ und FPÖ angestoßenen COFAG-Ausschuss ist das nun gegen Ende der Fall – der kommende Mittwoch und Donnerstag sind die letzten Termine, an denen Personen regulär geladen werden können.

Von der SPÖ hieß es zur APA, Wolf und Blümel hätten ihre Absage nicht ausreichend begründet. An sie soll – ebenso wie an Benko – eine Ladung für die kommende Woche ergehen. Nur per behördliche Vorführung können Auskunftspersonen noch am 22. Mai vor den U-Ausschuss geholt werden.

Erneut gibt es Verzögerungen bei der Besetzung wichtiger Beamtenposten wegen Unstimmigkeiten zwischen den Koalitionspartnern: Im Außenministerium hofft man auf den raschen Beschluss einer Rochade bei wichtigen Botschafterstellen durch den Ministerrat.

„Die Presse“ (Donnerstag-Ausgabe) zitierte einen ÖVP-Insider, wonach die Billigung blockiert sei, weil die Grünen sie an eine Entscheidung im Justizbereich knüpften. An den Neubesetzungen an sich hätten die Grünen nichts auszusetzen.

„Der Ministerratsvortrag über die Besetzung von Leitungsfunktionen im Ausland liegt schon lange in der Koordinierung“, teilte die Pressestelle des Ministeriums von Alexander Schallenberg (ÖVP) auf Anfrage der APA offiziell mit.

Diplomatische Kreise sprachen gegenüber der APA sogar von einem „extrem langen“ Zeitraum zwischen dem Vorliegen der Rochadepläne und der Bestätigung durch das Kabinett. Die Botschafter und Botschafterinnen und andere Diplomaten und Diplomatinnen sollen ihre neuen Posten im Sommer antreten.

Unbill für Botschafterkinder

Ein erfahrener Diplomat sagte, die Umbesetzungen beträfen etwa 60 Familien, teils mit schulpflichtigen Kindern. Für diese werde es schwierig, so kurzfristig noch Schulplätze in den Einsatzländern zu bekommen. Einschreibungsfristen liefen bald aus oder seien sogar schon abgelaufen.

Aus dem Büro von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hieß es zu dem Thema gegenüber der „Presse“: „Am Ministerratsvortrag zur Besetzung von Leitungsfunktionen im Ausland wird derzeit gearbeitet. Dieser befindet sich in Abstimmung mit dem Ziel einer zeitnahen Beschlussfassung.“

Schon früher wirkten sich koalitionäre Zwistigkeiten auf Postenbesetzungen aus. So gab es jeweils ein monatelanges Tauziehen zwischen ÖVP und Grünen bei den neuen Chefs der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und des Bundesverwaltungsgerichts (BvWG). Dabei ging es allerdings um die Kür der Führungspersonen an sich. Auch bei dem Vorsitz der Alterssicherungskommission musste mangels Einigung mehr als zwei Jahre eine Interimslösung herhalten.

In der Spionagecausa um den Ex-Verfassungsschützer Egisto Ott soll nun die Kontrollkommission der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) aktiv werden.

Die SPÖ wird noch diese Woche ein entsprechendes Verlangen im Ständigen Unterausschuss für innere Angelegenheiten („Geheimdienstausschuss“) einbringen. Aus dem Innenministerium hieß es zur APA, Minister Gerhard Karner (ÖVP) habe diese Woche bereits mit Kommissionsmitglied Ingeborg Zerbes Kontakt aufgenommen.

Mit an Bord ist laut SPÖ auch NEOS. SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner hatte bereits bei der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates erklärt, er wolle, dass die DSN-Kontrollkommission eingeschaltet wird, „um sich die Vorfälle genau anzuschauen, was im BVT und DSN los war“. Die Kommission war Ende 2023 infolge des BVT-Skandals eingerichtet worden, und ist u. a. mit der Juristin Zerbes besetzt.

Schutz vor neuen Leaks

Im Verlangen, das der APA vorliegt, wird darum gebeten, die Resilienz der DSN zu prüfen. Insbesondere wollen Einwallner und dessen Kollegen wissen, ob die Reform, durch die das ehemalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) zur DSN umgebaut wurde, Schutz vor dem „Absaugen“ von Daten bieten könne.

Wissen möchten die Abgeordneten u. a. auch, wie hoch die Resilienz der DSN gegen interne Spionagenetzwerke ist, wie die Sicherheitsvorgaben für interne Abläufe aussehen (etwa Datenbankabfragen) und ob sich diese Vorgaben durch die DSN-Reform verbessert haben.

„Wir warten nicht bis nach der Wahl auf einen U-Ausschuss, wie es die FPÖ gerne hätte. Die DSN muss gegen solche Spionagenetzwerke gerüstet sein“, so Einwallner. Mit dem Verlangen prüfe man, „ob das auch so ist“.

Gegenseitige Vorwürfe der Parteien

Die Spionageaffäre sorgte schon im Nationalrat für hitzige Debatten. Die ÖVP griff die FPÖ und deren Parteichef Herbert Kickl verbal frontal an. Im Gleichklang mit den Grünen warf sie Kickl die mutwillige Zerschlagung des Staatsschutzes vor. FPÖ, SPÖ und NEOS sahen dagegen auch die ÖVP in der Verantwortung.

Gegenseitige Vorwürfe im Nationalrat

Im Vorfeld der Nationalratswahl haben die Direktorensprecherinnen und -sprecher an die Parlamentsparteien appelliert, die Schulen besser bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Die Überfülle an Aufgaben sei für eine Einzelperson „nicht schaffbar“.

„Wenn nicht rasch gehandelt wird, mangelt es den Schulen nicht nur an Lehrkräften, sondern auch an Führung – mit fatalen Folgen“, warnte der Sprecher der BHS-Direktoren, Wolfgang Bodei.

Gesundes Ausmaß überschritten

Wie bei den Lehrkräften übersteige auch die Belastung der Direktoren bereits ein gesundes Ausmaß, betonten die Direktorensprecherinnen und -sprecher nach einem Treffen mit den Bildungssprecherinnen und -sprechern von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.

Für Pädagogik und Beziehungspflege bleibe angesichts von Aufgaben wie Konflikt- und Krisenmanagement, neuen Projekten wie Digitalisierung oder Testungen sowie aktuellen Herausforderungen von Lehrermangel bis Migration immer weniger Zeit.

Zu Verbesserung der Situation fordern die Sprecher personelle Unterstützung und multiprofessionelle Schulteams, mehr Mitwirkungsmöglichkeit der Schulen und mehr Zusammenarbeit zwischen den Standorten und Schularten. „Haltet die Schulen aus dem Wahlkampf heraus und setzt euch auf Basis von Fakten gemeinsam für verbesserte Rahmenbedingungen ein“, so ihr Appell.

Ausland

Die USA und Großbritannien verhängen als Reaktion auf die Luftangriffe des Iran gegen Israel umfassende neue Sanktionen gegen Teheran. Wie US-Präsident Joe Biden und das Finanzministerium in Washington heute mitteilten, sind u. a. das iranische Drohnen- und Raketenprogramm, das Verteidigungsministerium des Landes sowie die Revolutionsgarden betroffen. Durch die neuen Maßnahmen „ziehen wir den Iran zur Rechenschaft“, erklärte Biden. Auch die EU plant neue Sanktionen.

Nach Angaben des US-Finanzministeriums richten sich die Strafmaßnahmen der Vereinigten Staaten unter anderem gegen Beteiligte an der Produktion der Schahed-Drohnen. Diese Drohnen waren bei dem bisher ersten direkten Angriff von iranischem Staatsgebiet aus auf Israel am Wochenende eingesetzt worden. Zudem betreffen die neuen Sanktionen den Angaben zufolge die iranische Metall- und Automobilindustrie.

In den Schlussfolgerungen eines EU-Gipfels in Brüssel hieß es gestern Abend zum Nahen Osten: „Die Europäische Union wird weitere restriktive Maßnahmen gegen den Iran ergreifen, insbesondere in Bezug auf Drohnen und Flugkörper.“ EU-Chefdiplomat Josep Borrell hatte Arbeiten an neuen Sanktionen bereits am Dienstagabend nach einer Videokonferenz der Außenminister der EU-Staaten angekündigt.

Der israelische Außenminister Israel Katz begrüßte die Absicht der EU. „Das ist ein wichtiger Schritt, um der Schlange die Zähne zu ziehen“, schrieb Katz am Donnerstag auf X (Twitter). Er dankte „allen unseren Freunden für die Unterstützung und Hilfe“.

Die geplante Errichtung einer Hängebrücke, die Sizilien mit dem italienischen Festland verbinden soll, sorgt zunehmend für Proteste unter den Anrainerinnen und Anrainern. Nach der Veröffentlichung der für den Bau geplanten Enteignungen zeigen sie sich einem Bericht der Tageszeitung „Corriere della Sera“ „kampfbereit“ und drohen damit, sich an ihre Häuser zu ketten.

„Sie werden kommen und uns mit Gewalt holen müssen“, zitierte der „Corriere“ heute Betroffene. Die Gegend werde innerhalb der nächsten 20 Jahre verwüstet sein, befürchten viele. Auch Umweltschützer lehnen die Pläne ab. Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen Stretto di Messina nahm eigenen Angaben zufolge Gespräche mit Anrainerinnen und Anrainern auf sizilianischer und kalabresischer Seite auf und versicherte: „Die Bulldozer stehen nicht vor der Tür.“ Im September werde man weitersehen.

Heftig umstrittenes Projekt

Die Brücke soll 3.666 Meter lang und 60 Meter breit werden, wie aus dem Projekt der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni hervorgeht. Nach der Fertigstellung, die Anfang der 2030er Jahre vorgesehen ist, könnten rund 6.000 Autos pro Stunde und täglich 200 Züge über die Brücke fahren.

Derzeit ist das Festland nur mit der Fähre und dem Flugzeug von der Insel aus erreichbar. Das riesige Infrastrukturprojekt, das geschätzte 13,5 Milliarden Euro kosten und stark zur Erhöhung von Italiens Staatsschulden beitragen würde, ist heftig umstritten. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zum Bau eingeleitet.

Befürworter des Plans argumentieren, dass die Brücke durch die Schienen Umweltverschmutzung reduzieren und Zeit beim Transport von Personen und Gütern sparen könne. Das Projekt könne 100.000 Jobs schaffen und Sizilien enger an das Festland binden, sagt Verkehrsminister Matteo Salvini.

In Kroatien zeichnet sich nach der Parlamentswahl gestern eine schwierige Regierungsbildung ab, die auch einen Rechtsruck zur Folge haben könnte. Die bürgerliche Partei HDZ von Ministerpräsident Andrej Plenkovic blieb zwar stärkste Kraft, verfehlte aber die absolute Mehrheit.

Dem Premier bleibe rechnerisch nichts anderes übrig, als mit der drittplatzierten rechtsnationalistischen Partei Domovinski Pokret (Heimatbewegung) eine Koalition zu bilden, meinten Politologen, die die kroatische Tageszeitung „Jutarnij list“ heute zitierte. Das linksliberale Parteienspektrum kommt ebenfalls auf keine Mehrheit.

Wie die Wahlkommission am Donnerstag nach Auszählung fast aller Stimmzettel bekanntgab, erhielt Plenkovics Partei HDZ mit ihren Verbündeten 34,4 Prozent der Wählerstimmen. Das entspricht 61 von 151 Parlamentsmandaten. Es sind um fünf Mandate weniger für die HDZ als bei der vergangenen Wahl.

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Wirtschaft

Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann sich bereits auf einen höheren Gesprächsbedarf mit der Europäischen Zentralbank (EZB) einstellen.

Denn die österreichische Bank erwartet in naher Zukunft von der EZB eine Aufforderung, ihre Geschäftstätigkeit in Russland schneller zu reduzieren, wie die RBI heute in einer Ad-hoc-Mitteilung mitteilte. Die Bank verfolge dieses Ziel bei der russischen Tochter AO Raiffeisenbank jedoch seit Februar 2022, so die RBI.

Die RBI kenne den Inhalt des Briefes der EZB, begründete ein Sprecher der Bank die Ad-hoc-Mitteilung: Es müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen, und zwar um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023.

Und die RBI müsse die internationalen Zahlungen aus Russland entsprechend senken. Letztere Bedingung lasse sich relativ leicht erfüllen. Schwieriger wird es hingegen beim Kreditvolumen, will man nicht auf das ausständige Geld verzichten.

RBI erwartet negative Auswirkungen

„Die von der EZB vorgeschlagenen Anforderungen gehen deutlich über die eigenen Pläne der RBI zur weiteren Reduzierung ihrer Geschäftstätigkeit in Russland hinaus und könnten sich negativ auf die Verkaufsoptionen der RBI in Hinblick auf die AO Raiffeisenbank auswirken“, teilte die RBI weiters mit.

Die Bank habe bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Risiken bei der russischen Tochterbank zu minimieren. Und sie sei entschlossen, die Entkonsolidierung der AO Raiffeisenbank zu erreichen, etwa durch einen Verkauf der Einheit. Allerdings bedürfe es dazu auch Genehmigungen von russischer Seite, hielt ein Sprecher fest.

„Der EZB-Druck verbessert die strategische Situation der RBI nicht“, so Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA). „Das Verhältnis der RBI mit der EZB ist bekanntermaßen nicht konfliktfrei, aber ein solcher möglicher Rüffel kommt überraschend.“

In Österreich und Deutschland zahlen Mittelstandsfamilien im Verhältnis deutlich mehr Steuern als Millionäre und Milliardäre. Zu diesem Schluss kommt eine heute veröffentlichte Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam in Deutschland, des Netzwerks Steuergerechtigkeit und des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts.

Sie fordern daher die Einführung einer Vermögenssteuer. Das Beispiel Schweiz zeige, dass die Besteuerung von Superreichen funktioniere, so die Studienautorinnen und -autoren.

Berechnet wurde in dem Ländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz die effektive Besteuerung von durchschnittlichen Mittelstandsfamilien, Millionären und exemplarischen Milliardären – in Österreich wurde etwa Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz herangezogen.

Dabei zeigt sich, dass die progressiven Steuersysteme in allen drei Ländern für einen starken Ausgleich bei der Einkommensverteilung sorgen, im internationalen Vergleich sehr ungleich verteilt sind aber die Vermögen.

Daran ändert offensichtlich auch die Vermögenssteuer – wie sie in der Schweiz besteht – nicht viel, sie schafft laut Studie aber einen Ausgleich bei der effektiven Steuerbelastung.

Grundlage der Studie waren Daten der OeNB-Studie „Household Finance and Consumption Survey“ (HFCS). Im Falle der Superreichen wurde aufgrund fehlender konkreter Daten auf öffentlich einsehbare Firmenbuchdaten, Berichte von Finanznachrichtenagenturen und Reichenlisten von „trend“ und „Forbes“ zurückgegriffen.

Agenda Austria: Vermögenssteuer wirtschaftsfeindlich

Nichts von der Forderung nach einer Vermögenssteuer hält die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria. Die klassische Vermögenssteuer sei wirtschaftsfeindlich und deshalb überall auf dem Rückzug, erklärte Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn in einer Stellungnahme: „Wer mehr Gerechtigkeit will, muss die Steuern senken und nicht erhöhen, nur so ist ein breiter Vermögensaufbau möglich.“ Von der Schweiz abschauen könne man sich dagegen die Ausgabenbremse.

Chronik

Auf ausufernde Jugendgewalt will Frankreich mit mehr Strenge und schnelleren Strafen, aber auch Prävention und Erziehungshilfen reagieren.

„Wir brauchen einen Autoritätsschub“, sagte Premierminister Gabriel Attal heute in Viry-Chatillon. In der Pariser Umlandgemeinde war Anfang April ein 15-Jähriger von anderen jungen Leuten brutal erschlagen worden. Die Tat fügte sich in eine Reihe ähnlicher teils tödlicher Gewaltattacken unter Jugendlichen in Frankreich.

„Die Autorität wird allzu oft von einer Minderheit unserer Heranwachsenden infrage gestellt“, sagte Attal und beklagte eine Spirale hemmungsloser Gewalt.

Unterstützung für Eltern

Jugendliche müssten wieder lernen, einfache Regeln der Republik, Werte und Pflichten zu beachten. Dazu sollten Eltern in die Pflicht genommen, aber auch unterstützt werden, wenn sie mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind.

Eine Möglichkeit sei, schwierige Jugendliche in Internate einzuweisen. Bevor ein Jugendlicher in die Kriminalität abrutsche, werde man den Eltern vorschlagen, ihr Kind in ein Internat zu schicken, „weit weg von seinem Viertel und von den Leuten, die es auf die schiefe Bahn gebracht haben“.

Der Premierminister kündigte außerdem einen Kampf gegen den Drogenhandel und die islamistische Indoktrinierung in Frankreichs Stadtvierteln an. Junge Mädchen müssten ohne Kopftuch herumgehen und essen können, was sie wollten, ohne angegriffen zu werden.

Bei einer brutalen Attacke auf eine 13-Jährige in Montpellier hatte die Mutter die Vermutung geäußert, der Angriff könne damit zusammenhängen, dass ihre Tochter anders als andere muslimische Mitschülerinnen kein Kopftuch trug. Im Elsass war eine 13-Jährige nach dem Verlassen des Schulbusses geschlagen worden, weil sie angeblich während des Ramadan nicht gefastet hatte.

Ein Erdbeben der Stärke 5,6 hat heute die Nordtürkei erschüttert. Das Epizentrum sei in der Schwarzmeer-Provinz Tokat gelegen, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad mit.

Ein zweistöckiges Haus und fünf Viehställe hätten Schaden genommen. An einer Moschee wurde das Minarett beschädigt, wie auf Bildern zu sehen war. Verletzte oder Todesopfer meldeten die Behörden nicht.

Die Türkei ist stark erdbebengefährdet. Die Südosttürkei war Anfang Februar vergangenen Jahres von verheerenden Erdbeben getroffen worden. Mehr als 50.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Übergreifens des Vogelgrippeerregers H5N1 auf eine zunehmende Anzahl von Arten Alarm geschlagen. Dass H5N1 nicht mehr nur Vögel befalle, rechtfertige „enorme Besorgnis“, sagte WHO-Chefwissenschafter Jeremy Farrar heute.

Das Virus habe sich zu einer weltweiten „Tierpandemie“ entwickelt. Mit dieser Ausbreitung wachse die Gefahr, dass auch Menschen sich ansteckten und der Erreger schließlich von Menschen übertragen werde.

Der aktuelle Vogelgrippeausbruch hatte 2020 begonnen und führte bereits zum Tod von Dutzenden Millionen Geflügelnutztieren. Das Virus befällt überdies Wildvögel und ist mittlerweile auch bei Säugetieren an Land und im Meer festgestellt worden. Im vergangenen Monat kamen zur Überraschung von Experten Kühe und Ziegen auf die Liste der befallenen Arten hinzu.

Hohe Todesrate bei Menschen

Derzeit gibt es keinen Nachweis, dass sich H5N1 unter Menschen ausbreitet. Es gab laut WHO aber zumindest mehrere hundert Fälle, in denen sich Menschen bei infizierten Tieren ansteckten. In diesen Fällen sei die Todesrate „außergewöhnlich hoch“, sagte WHO-Experte Farrar.

Von 2003 bis zum 1. April 2024 registrierte die WHO nach eigenen Angaben in 23 Ländern insgesamt 889 Ansteckungen bei Menschen, von denen 463 tödlich endeten. Das entspricht einer Todesrate von 52 Prozent.

Panorama

Wer beim Klettern auf einen Baum im öffentlichen Raum in der norditalienischen Stadt Oderzo erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe zwischen 25 und 500 Euro rechnen. Berichten zufolge war das Baumkletterverbot schon seit einiger Zeit Teil städtischer Vorschriften, rückte jetzt aber erneut ins Rampenlicht, als der Stadtrat die Höhe des Bußgelds beschließen sollte.

Bürgermeisterin Maria Scardellato verteidigte das Verbot, nachdem sie eigenen Angaben zufolge eine Flut an Beschwerden erreicht habe. Das Kletterverbot diene der Sicherheit der Menschen und dem Schutz der Bäume, erklärte sie. Außerdem gelte es nicht für Bäume auf dem Land oder in privaten Gärten, sondern nur im öffentlichen Raum. „Es besteht absolut nicht der Wunsch, das Spielen von Kindern einzuschränken“, schrieb Scardellato auf Facebook.

Kritik übte Giulia Princivalli von der Opposition. „Es ist absurd, Kindern das Klettern auf Bäume zu verbieten, wenn wir uns zugleich darüber beschweren, dass sie ständig am Mobiltelefon hängen“, sagte sie gegenüber der Tageszeitung „Corriere del Veneto“. Es würde ausreichen, Schilder an den Bäumen anzubringen, die davor warnen, dass die Gemeinde im Falle eines Unfalls nicht haftbar ist.

Auch der Psychologe Mirco Casteller sprach sich gegen das Verbot aus und erklärte der lokalen Presse, dass „spielerische Aktivitäten, auch wenn sie riskant sind, wichtig für den menschlichen Geist sind“. Das Erlebnis, auf Bäume zu klettern, ermögliche es Kindern, ihre Grenzen zu erkennen.

Die Verordnung verbietet nicht nur das Klettern auf Bäume im öffentlichen Raum, sondern auch auf Denkmäler, Masten, Geländer, Gebäude, Brunnen und Laternenpfähle entlang der Straßen. Außerdem untersagt sie das Liegen auf Bänken. Letzteres ziele auf Obdachlose ab, kritisierte die Opposition.

Für Aufregung in Italien hat eine Dokumentation des Schweizer Fernsehens RSI über den Ausbruch des Vulkans unter den Phlegräischen Feldern gesorgt. Laut der Doku berge eine Ausbruch „verheerende Folgen und kaum Fluchtmöglichkeiten“. Dem widerspricht nun das italienische Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) vehement.

„Das sind Informationen, die nicht auf Daten basieren“ und alle wissenschaftlichen Beobachtungen der Aktivität des Vulkans „völlig außer Acht lassen“, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ heute die INGV. Die Doku fasse lediglich zusammen, was bei den größten Eruptionen des Vulkans vor Tausenden Jahren passiert sei und lebe vor allem von „großen Effekten“.

Der Vulkan werde permanent überwacht, so die INGV. Die Phlegräischen Felder würden seit 2005 zwar von vielen kleinen und kaum spürbaren Erdbeben, die die Erdkruste in dem Areal schwächen, heimgesucht. Nichts deute aber derzeit auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin.

Animation zeigt Untergang Neapels

In einer mit dramatischer Musik unterlegten Animation zeigt die RSI-Doku, wie Neapel von Gesteinsbrocken bombardiert und unter einer Aschewolke begraben wird. „Die Katastrophe könnte jeden Moment über uns hereinbrechen“, heißt es am Anfang des Films.

Auch Experten kommen darin zu Wort. Der Vulkanologe Patrick Allard etwa sagt, dass dabei große Aschesäulen entstehen würden, die mehrere Kilometer weit bis in die Stratosphäre aufsteigen und dann auf Italiens Süden herabfallen, gewaltige Zerstörung verursachen und zahlreiche Menschen das Leben kosten.

Die Doku weckt zudem Zweifel am Evakuierungsplan der Behörden für den Katastrophenfall. So sagt der Geologe Diego Perugini, dass ein Ausbruch womöglich zu spät vorhergesagt werden könne. Innerhalb von mehreren zehn Minuten könne dann die Eruption erfolgen. „30 Minuten sind wenig, um eine Stadt zu evakuieren“, heißt es dann in der Doku.

Das Fazit am Ende des Films lautet schließlich: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das in unmittelbarer Zukunft passiert, ist gering – aber nicht null.“

Leute

Der britische Prinz Harry (39) hat seinen Erstwohnsitz ganz offiziell in die USA verlegt. Das geht aus öffentlich einsehbaren Unterlagen des britischen Handelsregisters Company House hervor. Prince Henry Charles Albert David Duke of Sussex, wie er in Dokumenten der Organisation Travalyst bezeichnet wird, sei in den USA wohnhaft.

Prinz Harry
Reuters/Thilo Schmuelgen

Harry muss als Hauptverantwortlicher der gemeinnützigen GmbH, die sich für eine umwelt- und klimafreundlichere Art des Reisens einsetzt, dem Handelsregister wichtige Änderungen mitteilen. Bisher war noch immer Großbritannien sein erster Wohnsitz – obwohl er mit seiner Frau Herzogin Meghan und den beiden kleinen Kindern bereits seit 2020 in Kalifornien lebt.

Die Änderung, die erst in dieser Woche bekanntgemacht wurde, wurde bereits am 29. Juni 2023 vorgenommen – dem Datum, zu dem der Buckingham-Palast mitgeteilt hatte, dass Harry und Meghan aus ihrem Zuhause Frogmore Cottage auf dem Gelände von Schloss Windsor ausgezogen seien. Berichten zufolge hatte König Charles III. (75) die beiden aus Ärger über Harrys Memoiren aus dem königlichen Anwesen vertrieben.

Harry war zuletzt nach Bekanntwerden der Krebsdiagnose seines Vaters ins Königreich gereist. Ein 45-minütiges Treffen zwischen Vater und Sohn machte zumindest etwas Hoffnung auf eine Aussöhnung.

Kultur

Das Foto einer trauernden Palästinenserin, die ihre in ein weißes Tuch gehüllte tote fünfjährige Nichte im Arm hält, hat den internationalen Fotowettbewerb World Press Photo gewonnen. Das teilte die Jury heute mit.

Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Chan Junis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.

Die Jury würdigte Salems Foto als „mit Sorgfalt und Respekt komponiert“. Es biete „gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust“. Die Juryvorsitzende Fiona Shields lobte die große Aussagekraft des Fotos.

„Es ist unbeschreiblich bewegend zu sehen und zugleich ein Argument für Frieden, das extrem stark ist, gerade wenn Frieden manchmal wie eine unmögliche Fantasie erscheint.“

Zum zweiten Mal ausgezeichnet

Der 39-jährige palästinensische Fotograf Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. „Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt“, sagte Salem, als das Foto im November erstmals veröffentlicht wurde.

Fotostory des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin „Geo“ über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern.

Insgesamt wurden 33 Fotografinnen und Fotografen ausgezeichnet. Alle ausgezeichneten Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt, die in mehr als 60 Ländern weltweit zu sehen ist. In Österreich sind die Fotos im Herbst für mehrere Wochen in der Wiener Galerie WestLicht zu sehen.

US-Regisseur Quentin Tarantino hat Berichten zufolge seine Pläne für den Film „The Movie Critic“, der sein zehntes und letztes Projekt sein sollte, aufgegeben. Das Filmmagazin „Deadline“ berichtete gestern, Tarantino habe „einfach seine Meinung geändert“ und gehe „zurück ans Zeichenbrett, um herauszufinden, wie der endgültige Film aussehen wird“.

US-Regisseur Quentin Tarantino
APA/AFP/Loic Venance

Der 61-jährige Regisseur hatte stets angekündigt, dass er nur zehn Filme drehen werde. Mit „The Movie Critic“ habe er die Geschichte eines Filmkritikers erzählen wollen, der kurze Besprechungen für ein Pornomagazin in den 1970er Jahren schreibt – angeblich mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Zudem sei eine „Pulp Fiction“-Reunion mit John Travolta und Bruce Willis im Raum gestanden.

Es soll bereits zu Überarbeitungen des Drehbuchs gekommen sein, die eine Verschiebung des Drehs mit sich brachten. Doch aus dem Projekt wird nun doch nichts. Das bedeute aber nicht Tarantinos Karriereende, so „Deadline“. Der Kultregisseur halte weiter daran fest, zehn Filme zu verwirklichen, nur dass Nummer zehn eben ein anderer werden soll.

Wie es weiter hieß, sei der zweifache Oscar-Preisträger bereits dabei, einen neuen Stoff für seinen Abschlussfilm zu finden. Details dazu, in welche Richtung es letztlich gehen könnte, gibt es nicht. Nur eines scheint sicher: Auf den nächsten und wohl finalen Film müssen Tarantino-Fans wohl länger warten.