Mit der Initiative „Das Gemeinsame zuerst“ haben heimische Hilfsorganisationen die Politik zu einer gemeinsamen positiven Gestaltung der Zukunft und gegen die Spaltung der Gesellschaft aufgerufen.
Es bestehe die Sorge der „zunehmenden Polarisierung“ und einer Politik, die „keine Brücken“ mehr baue, sondern oftmals die Spaltung verstärke, sagte Alexander Pollak von SOS Mitmensch heute in Wien. Darum brauche es einen „starken zivilgesellschaftlichen Impuls“.
Die Vorsitzende von SOS Mitmensch, Zeynep Buyrac, sprach ebenfalls von einer „permanenten Polarisierung“ der Gesellschaft. Die Demokratie befinde sich auf einem „Scheideweg“. Politische Kräfte, die auf „Spaltung setzen“, würden sich im Aufwind befinden, so Buyrac.
„Kultur schließt nicht aus, sondern alles ein“
Es werde wieder „ganz unverhohlen über Massendeportationen“ gesprochen, warnte Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich. Die Demokratie würde „bedroht und angegriffen“, um eine „illiberale“ Demokratie zu etablieren.
Scharfe Kritik übte Fenninger an der Debatte über den von der ÖVP geprägten Begriff der Leitkultur. „Kultur schließt nicht aus, sondern alles ein“, sagte er.
„Bist du nicht für uns, bist du gegen uns – das ist das neue Gesetz in der öffentlichen und auch privaten Debatte“, beschrieb die Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, Shoura Hashemi, die momentane Stimmung im Land.
Das Gegenüber sei aber nicht der Feind, der Gegner, betonte Hashemi. Es sei „genau diese Vielfalt, die uns stark“ macht. Auch Hashemi geißelte die sozialen Netzwerke, die wie ein „Katalysator“ wirkten.
Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, hielt unterdessen ein Plädoyer für den Sozialstaat. „Kleine Probleme schafft man vielleicht alleine, große Probleme schafft man nur gemeinsam“, sagte Schenk. „Ein guter Sozialstaat schützt uns alle“, so der Experte, aber vor allem die „untere Mitte“ der Gesellschaft. Gerade in unsicheren Zeiten würde er das Abrutschen „nach unten“ verhindern.
Das Manifest „Das Gemeinsame zuerst“ beinhaltet zehn Forderungen und liegt seit heute zur Unterschrift auf. Prominente Persönlichkeiten wie Adele Neuhauser, Cornelius Obonya und Manuel Rubey unterstützen die Initiative.